Sehr geehrter Herr Dr. Schroth!
Mit Hieb- und Stichwaffen (Messer, Baseballschläger, Stangen etc.) ausgeführte Gewalttaten haben dramatisch zugenommen, während die Zahl an Gewaltdelikten insgesamt rückläufig ist. Ob dies mit der Herkunft der Täter zu tun hat oder die Täter durch die mediale Berichterstattung zur Verwendung bestimmter Waffen verleitet wurden, ist reine Spekulation. Statistische Auswertungen gibt es nicht.
Dass die mediale Zurückhaltung bei Suiziden Wirkung hat, ist belegt. Es gibt einen Leitfaden des Österreichischen Presserats für den Umgang mit Suiziden oder Suizidversuchen. Der Ehrenkodex des Presserats mahnt die Medien aber auch, im Kriminalitätsbereich von einer überschießenden Berichterstattung Abstand zu nehmen. Das umfasst die Wahl der Worte und der Bilder. Stillschweigen über die verwendeten Waffen zu verhängen, ist aber nicht möglich. Im Unterschied zu Suiziden, die höchstpersönliche Lebensbereiche von Menschen betreffen, haben Gewalttaten eine Öffentlichkeit: Sie werden strafrechtlich verfolgt. Für die Ermittlungen, Prozesse und Strafbemessung sind die verwendeten Waffen, wie eben Messer, ein wichtiger Faktor.
Es ist für Journalisten nicht immer einfach, öffentlichem Interesse ebenso wie ethischen Grundsätzen gerecht zu werden. Zur Erörterung dieser Fragen gibt es bei uns ein hilfreiches, redaktionsinternes Schulungsprogramm.
Herzliche Grüße, Ihre Antonia Gössinger
Chefredakteurin