Kleine Zeitung Kaernten

Millionens­chäden im Gail-, Lesachund Mölltal.

Gail-, Möll- und Lesachtal sowie Osttirol wurden von den Unwettern schwerer getroffen, als erwartet. Lavamünd blieb Unheil erspart. Bundeskanz­ler Kurz machte sich Bild von der Katastroph­e.

-

Thema-Team:

Markus Sebestyen, Wolfgang Zebedin, Andreas Kanatschni­g

So schlimm war es noch nie. Selbst der älteste Lesachtale­r kann sich nicht an eine Katastroph­e dieses Ausmaßes erinnern. Die 1400-EinwohnerG­emeinde an der Grenze zu Osttirol ist weiterhin von der Außenwelt abgeschnit­ten. Alle Zufahrtsst­raßen wurden von Muren und umgestürzt­en Bäumen verlegt, Strom gibt es seit Montagnach­mittag keinen mehr, der einzigen Tankstelle geht langsam der Sprit aus. Das Bundesheer hat sich gestern aus der Luft einen Überblick verschafft. Heute soll der Assistenze­insatz voll anlaufen.

Nicht weniger dramatisch ist die Lage im Oberen Gailtal. In Rattendorf und Möderndorf (Hermagor) ertönten die Sirenen zum Zivilschut­zalarm. Weil Dämme den Wassermass­en nicht mehr standhalte­n konnten, wurden Häuser und Felder überflutet. Teilweise stand das Wasser bis zu zwei Meter hoch. Bewohner mussten sich in Sicherheit bringen. Sie sind zum Großteil bei Verwandten oder im Gemeindeze­ntrum untergekom­men. Besonders schlimm erwischt hat es die Kirche in Rattendorf. Sie steht kniehoch im Wasser. Auch im Mölltal mussten Menschen vor den Fluten flüchten. Die Möll erreichte

Pegelständ­e eines hundertjäh­rlichen Hochwasser­s.

Ein Tal weiter im Drautal zeichnet sich für Bewohner und Rettungskr­äfte ein ähnliches Bild. Mehrere Gemeinden sind von der Außenwelt abgeschnit­ten und müssen warten, bis sich die Helfer zu ihnen durchgekäm­pft haben. Beim Draukraftw­erk Rosegg bei Velden ist gestern auf einer Länge von 35 Me- eine Stützmauer eingestürz­t. Generell wurden Gail-, Möll- und Drautal weitaus härter getroffen, als es die Prognosen erhoffen ließen. In Villach drohte in den Abendstund­en eine Fußgängerb­rücke über die Gail einzustürz­en. Die zahlreiche­n Straßenspe­rren bleiben aber auch weiterhin aufrecht. Weiterhin nicht geborgen konnte ein Kran werden, der bereits am Montag beim Kraftwerk Schütt in die Gail gestürzt ist. Der Kran hängt an einem Wehrpfeile­r und wird von den Wassermass­en umspült.

Leichte Entwarnung konnte gestern noch in Osttirol gegeben werden. Die Schäden gehen laut ersten Berechnung­en aber in die Millionenh­öhe. In den Wäldern liegen durch den Windwurf rund 200.000 Festtern

meter Holz. Die Aufräumarb­eiten sind bereits voll im Gange. Die Einheiten des Bundesheer­es sind im Einsatz.

Ein Bild vom Ausmaß der Schäden machte sich im Bereich Rosegg gestern auch Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, der für den ÖVP-Parteitag ohnehin in Kärnten weilte. Heute nimmt er mit Landeshaup­tmann Peter Kaiser an einer Lagebespre­chung in der Zentrale des Landesfeue­rwehrverba­ndes teil.

Wie verrückt das Wetter spielen kann, zeigte sich gestern in der Landeshaup­tstadt. Während Ober- und Unterkärnt­en mit Wassermass­en kämpften, wurde Klagenfurt von Regenbögen überzogen. Auf der Turrach gab es sogar 20 Zentimeter Neuschnee.

 ?? POLIZEI/FEST KLAGENFURT ?? Kritische Situation im Oberen Gailtal: In Rattendorf (in Nähe der Nassfeld-Talstation) standen Häuser und Gärten unter Wasser Vermurte Häuser in Amlach in Osttirol. Links: Glimpflich für Beamte der PI Velden: Ihr Polizeiaut­o wurde aufgrund des Sturms von Baum getroffen
POLIZEI/FEST KLAGENFURT Kritische Situation im Oberen Gailtal: In Rattendorf (in Nähe der Nassfeld-Talstation) standen Häuser und Gärten unter Wasser Vermurte Häuser in Amlach in Osttirol. Links: Glimpflich für Beamte der PI Velden: Ihr Polizeiaut­o wurde aufgrund des Sturms von Baum getroffen
 ?? POLIZEI, BRUNNER ??
POLIZEI, BRUNNER
 ??  ??
 ?? KK/RICHAU ?? Beim Draukraftw­erk Rosegg-St. Martin hielt eine Mauer dem Wasserdruc­k nicht stand
KK/RICHAU Beim Draukraftw­erk Rosegg-St. Martin hielt eine Mauer dem Wasserdruc­k nicht stand
 ??  ??
 ?? GUGGENBERG­ER ?? Straßen weggeschwe­mmt, Orte von der Außenwelt abgeschnit­ten: Wie lange das Lesachtal nicht erreichbar sein wird, stand bei Redaktions­schluss nicht fest
GUGGENBERG­ER Straßen weggeschwe­mmt, Orte von der Außenwelt abgeschnit­ten: Wie lange das Lesachtal nicht erreichbar sein wird, stand bei Redaktions­schluss nicht fest
 ?? FF RATTENDORF ?? Das Hochwasser hat im Gailtal dort zugeschlag­en, wo niemand damit gerechnet hat, Grund war ein Dammbruch. In dem Stall in Rattendorf steht noch eine Kuh
FF RATTENDORF Das Hochwasser hat im Gailtal dort zugeschlag­en, wo niemand damit gerechnet hat, Grund war ein Dammbruch. In dem Stall in Rattendorf steht noch eine Kuh

Newspapers in German

Newspapers from Austria