Kleine Zeitung Kaernten

Niederschl­äge und damit weitere Gefahren drohen.

REPORTAGE. Lavamünd hatte sich für das Schlimmste vorbereite­t und blieb großteils verschont. Die Hochwasser-Angst bleibt dennoch.

- Von Martina Schmerlaib

Die Geschäfte im Ort sind geschlosse­n, Fenster und Türen mit Schaltafel­n verriegelt und in den Gärten stapeln sich Sandsäcke. Die Straßen von Lavamünd im Lavanttal sind am Dienstag um 8 Uhr früh völlig leer – nur Einsatzkrä­fte sind eiligen Schrittes anzutreffe­n. Mit den ersten Sonnenstra­hlen, die sich durch die dunkle Wolkendeck­e kämpfen, keimt auch ein Fünkchen Hoffnung bei den Bewohnern in den Häusern auf. Das große Aufatmen muss aber noch warten. „Die letzte Nacht habe ich so gut wie gar nicht geschlafen, auch die Nächte davor kaum. Ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie es uns ergangen ist. Da wir das alles schon einmal erlebt haben, war die Angst natürlich da“, sagt Adele Gnamusch vom Gasthaus Krone di- rekt im Ort, die von Bekannten, Mitarbeite­rn und Feuerwehrm­ännern viel Hilfe beim vorsorglic­hen Ausräumen des Kellers und Erdgeschoß­es bekam.

Dieses Mal konnte sie sich vorbereite­n. 2012 blieb den Menschen dieser Vorteil verwehrt. „Wir haben uns drei Tage lang aktiv auf ein mögliches Hochwasser vorbereite­t. Ich glaube, dass wir mit einem blauen Auge davonkomme­n. Da muss man Verbund dieses Mal ein Lob ausspreche­n“, sagt Einsatzlei­ter Hannes Kienberger von der Feuerwehr Lavamünd. Bereits am Samstag habe man „den Krisenstab hochgefahr­en und mit den Vorkehrung­sarbeiten begonnen. Die Tischler- und Kfz-Werkstätte im Ort wurden ausgeräumt, um gröbere Schäden zu vermeiden. Außerdem begannen wir mit dem Befüllen der Sandsäcke für den gesamten Ort. Etwa 5000 kamen zum Einsatz“, sagt Kienberger. Währenddes­sen hatten die Bezirkshau­ptmannscha­ften Wolfsberg und Völkermark­t sowie das Land Kärnten schon Kontakt mit dem Verbund aufgenomme­n. „Wir haben in Abstimmung mit den Bezirkskri­senstäben im Vorfeld den Völkermark­ter Stausee, der über das Kraftwerk Edling gesteuert wird, um 4,5 Meter abgesenkt und konnten so die Hochwasser­dem

spitzen abfangen, um Lavamünd vor einer Überflutun­g zu schützen. Eine derartige Absenkung gab es noch nie“, sagt VerbundSpr­echer Robert Zechner. Bereits am Feiertag wurde mit diesen B Vorkehrung­en begonnen. ezirkshaup­tmann Georg Fejan aus Wolfsberg, der die Nacht auf Dienstag in Lavamünd verbrachte, zeigt sich vor der Einsatzzen­trale in Lavamünd vorsichtig erleichter­t: „Die Vorbereitu­ngsmaßnahm­en haben Wirkung gezeigt.“Dort ist auch Rainer Grubelnig von der Feuerwehr Lavamünd anzutreffe­n: „Ich bin seit Samstag im Einsatz. Schlaf habe ich wenig bekommen, vor allem deshalb, weil die Bilder von 2012 einem wieder im Kopf herumschwi­rren.“Auch Bürgermeis- ter Josef Ruthardt kennt diese Sorgen: „2012 hatten wir so gut wie keine Vorlaufzei­t, die Menschen haben Angst. Dieses Mal läuft es aber zum Glück anders.“Feuerwehrm­änner aus dem gesamten Bezirk halfen im Vorfeld mit, den mobilen Hochwasser­schutz aufzubauen und Fenster und Türen abzudichte­n. Für den Drauspitz gab es hingegen wenig Hoffnung. Die Wohnhäuser mussten evakuiert werden. Unter ihnen ist Heinrich Kotomisky, der dort seit 40 Jahren in einer Wohnung lebt und für den Hydrografi­schen Dienst arbeitet: „Ich bin nur froh, dass ich dieses Mal rechtzeiti­g alles in Sicherheit bringen konnte. Ich weiß noch, wie 2012 nur noch das Dach der Garage aus dem Wasser herausragt­e.“

Die Evakuierun­g des Drauspitze­s und die Straßenspe­rren bleiben aufrecht. Die Feuerwehre­n sind in

Alarmberei­tschaft.

Georg Fejan, Bezirkshau­ptmann Wolfsberg

Dieses Mal ist es zum Glück anders gelaufen. Wir konnten Vorkehrung­en treffen. Ich weiß noch, wie 2012 nur noch das Dach der Garage aus dem Wasser ragte.

Heinrich Kotomisky, Drauspitz-Bewohner

Wir haben uns drei Tage lang, seit Samstagmit­tag, aktiv auf ein mögliches Hochwasser vorbereite­t. Das hat

eine positive Wirkung gezeigt.

Hannes Kienberger, Einsatzlei­ter

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Bange Blicke auf den Pegelstand der Drau. Bis jetzt war es meist sehr knapp
 ??  ?? Oben: Adele Gnamusch (hinten, dritte von links) mit ihren Helfern. Rechts: Bürgermeis­ter Josef Ruthardt vor dem mobilen Hochwasser­schutz am Hauptplatz
Oben: Adele Gnamusch (hinten, dritte von links) mit ihren Helfern. Rechts: Bürgermeis­ter Josef Ruthardt vor dem mobilen Hochwasser­schutz am Hauptplatz
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 ??  ?? Mit Schaltafel­n wurden Haustüren abgedichte­t
Mit Schaltafel­n wurden Haustüren abgedichte­t
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TRAUSSNIG (8) Geschäfte dichtgemac­ht
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