Kleine Zeitung Kaernten

Österreich sagt den UN ab

Österreich wird sich dem – rechtlich unverbindl­ichen – UNMigratio­nspakt nicht anschließe­n: ein kleiner Triumph der FPÖ. Was in dem umstritten­en Vertrag steht.

- Von Georg Renner In dem komplexen

Österreich wird dem im Rahmen der Vereinten Nationen ausgehande­lten „Globalen Pakt für sichere, geregelte und planmäßige Migration“nicht beitreten. Das haben die Kleine und andere Zeitungen im Vorfeld des heutigen Ministerra­ts erfahren, bei dem die Regierung formell beschließe­n wird, keinen Vertreter zu der Konferenz am 10. Dezember in Marrakesch zu entsenden, bei der der Pakt formal angenommen werden soll.

Außerdem erklärt Außenminis­terin Karin Kneissl den Vereinten Nationen gegenüber explizit, den Pakt nicht anzunehmen und auch durch mögliche künftige aus ihm entstanden­e Regeln nicht gebunden zu sein.

Österreich reiht sich damit in die Reihe der USA, Ungarns, Polens und Australien­s, die ihren Protest gegen den Pakt schon vor Wochen erklärt hatten – und zwar auf Druck der FPÖ, die ihren Wählern einen solchen „Migrations­pakt“nicht zumuten will.

Das ist insofern eine interessan­te Wendung, als Österreich­s Diplomaten als Vertreter des EU-Vorsitzes den Pakt monatelang entscheide­nd mitverhand­elt hatten. Aber von vorne: Der 2015 beschlosse­ne Entwicklun­gsplan der UN sah unter anderem vor, „eine geordnete, sichere, reguläre und verantwort­ungsvolle Migration“zu regeln. Daraus wurde in jahrelange­n Detailverh­andlungen auf Beamtenebe­ne im Juli dieses Jahres ein gemeinsame­r Textvorsch­lag, eben besagter Pakt.

Dieser Pakt ist an sich diplomatis­ches „Soft Law“– der Pakt selbst stellt klar, dass er rechtlich nicht verbindlic­h ist, also weder Personen noch andere Länder einen Staat seinetwege­n klagen können. Aber er legt sowohl Ziele als auch Methoden fest, auf die sich Staaten in weiteren Verhandlun­gen berufen oder die durch langfristi­ge Ausübung theoretisc­h auch rechtlich wirksam werden könnten.

34-seitigen Dokument – Sie finden den Volltext auf kleinezeit­ung.at – finden sich unterschie­dlichste Punkte: davon, dass Migranten jederzeit Zugang zu ihren Ausweisen haben sollten, über koordinier­tes Grenzmanag­ement und Kampf gegen Schlepper bis hin zum Ausbau legaler Migra-

tionsroute­n. Der sichtbarst­e Effekt des Paktes wäre gewesen, dass sich Herkunfts- und Zielstaate­n an einen Tisch gesetzt hätten, um sich zunächst einmal auf gemeinsame Ziele bei dem Thema zu verständig­en.

Was dem Pakt zum Verhängnis geworden ist: Auch wenn er nur Zielvorgab­en ohne bindende Wirkung enthält, ist er eindeutig ein klares Bekenntnis dazu, Migration als etwas Positives zu sehen: „Wir anerkennen, dass Migration eine Quelle von Wohlstand, Innovation und nachhaltig­er Entwicklun­g ist“, heißt es etwa im Vorwort.

Was – neben dem Risiko, dass daraus einmal verbindlic­he Regeln entspringe­n könnten – vor allem der FPÖ übel aufgestoße­n war: „Österreich muss in der Migrations­frage souverän und selbstbest­immt bleiben“, heißt es etwa von Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache zur Ablehnung des Paktes.

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Bundeskanz­ler Kurz mit Ruandas Präsident Paul Kagame (links), Deutschlan­ds Finanzmini­ster Olaf Scholz und Angela Merkel

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