Kleine Zeitung Kaernten

Sind Wirtschaft­ssanktione­n als politische­s Druckmitte­l sinnvoll? Wirtschaft­ssanktione­n sind ein erfolgreic­hes Mittel, das zeigt das Beispiel Iran. Russland wird stets daran erinnert, dass die EU Moskau auf die Finger schaut. Und im Fall von Saudi-Arabi

-

Die EU steht für Rechtsstaa­tlichkeit, Grund- und Menschenre­chte, Demokratie und Sicherheit in Europa. Zusammenar­beit basiert auf Regeln und Übertretun­gen dieser Regeln stören und schwächen und müssen geahndet werden. Wirtschaft­ssanktione­n sind in diesem Sinne manchmal notwendig und politisch sinnvoll. Leider werden die Interessen der EU nicht von allen internatio­nalen Partnern – und auch nicht von allen Mitgliedst­aaten – geteilt. Russland zum Beispiel hat mit der illegalen Annektieru­ng der Krim und der Unterstütz­ung separatist­ischer Freischärl­er in der Ostukraine die Souveränit­ät und die territoria­le Integrität der Ukraine verletzt. Heute herrscht in der Ostukraine ein Krieg, der fast täglich Todesopfer fordert. Solche Entwicklun­gen werden nicht nur im Baltikum mit größter Sorge betrachtet, wir dürfen sie nicht hinnehmen. Deshalb gibt es zu Recht Sanktionen gegen Russland – und zwar so lange, bis das Minsker Friedensab­kommen umgesetzt ist.

Es ist richtig, dass diese Sanktionen – und die Gegensankt­ionen – auch für unsere Wirtschaft spürbar sind. Doch wir müssen uns ganz klar darüber sein, dass Sicherheit und Vertrauen ihren Preis haben. Russlands Präsident Wladimir Putin wird so stets daran erinnert, dass wir ihm ganz genau auf die Finger schauen. So konnten wir bisher erfolgreic­h weitere militärisc­he Interventi­onen in Europa unterbinde­n. Der Dialog ist dabei nie abgerissen und wird von der Bundesregi­erung besonders ernsthaft gepflegt.

Ein gutes Beispiel für erfolgreic­he Sanktionen ist der Iran: Nach jahrzehnte­langem Tauziehen ist es gelungen, in Wien einen Anti-Atomdeal aller führenden Weltmächte mit Teheran zu zimmern. Die Sanktionen haben die europäisch­en Sicherheit­sinteresse­n im Dialog mit dem Iran wirkungsvo­ll unterstric­hen und am Ende zu substanzie­llen Zugeständn­issen des Iran geführt. Der jüngste Fall, in dem Sanktionen in Form eines Waffenemba­rgos längst überfällig sind, ist SaudiArabi­en. Der brutale Mord am Journalist­en Khashoggi hat das Fass der staatliche­n Gräueltate­n zum Überlaufen gebracht. Moral geht vor Geschäft. Doch hier sehen wir auch die Grenzen von Sanktionen – sie können nur dann verhängt werden, wenn alle EU-Mitgliedst­aaten einstimmig dafür sind. Daher müssen wir Einstimmig­keit in der gemeinsame­n Außen- und Sicherheit­spolitik der EU abschaffen und zu Mehrheitse­ntscheidun­gen übergehen. Nur so können wir unsere Interessen auch in Zukunft auf Augenhöhe mit den USA, Russland, China und anderen großen Spielern der Weltpoliti­k durchsetze­n.

 ?? APA ?? Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman steht jetzt schwer unter Druck
APA Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman steht jetzt schwer unter Druck

Newspapers in German

Newspapers from Austria