Kleine Zeitung Kaernten

Mehr Waffen als Einwohner

In vielen US-Staaten ist es einfacher, Waffen zu kaufen als Alkohol. Schießerei­en wie jene in Pittsburgh heizen den Streit um die liberalen Waffengese­tze im Land erneut an.

- In den Vereinigte­n Staaten Politisch sind die Lager

Robert Bowers betritt vor einer Woche um 9.30 Uhr Vormittag (Ortszeit) die „Tree of Life“-Synagoge in Pittsburgh im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia. Bewaffnet mit einem Sturmgeweh­r und drei Glock-Pistolen eröffnet er das Feuer auf die Besucher der Synagoge. Acht Männer und drei Frauen sterben.

Nachrichte­n über tödliche Schießerei­en wie diese gehören in Amerika zum Alltag. Ob in Schulen, Büros oder Einkaufsze­ntren, immer wieder sterben Menschen durch Kugeln aus Schusswaff­en. Fälle wie jener in Pittsburgh regen auf, Medien berichten, der Präsident äußert sich und wieder wird über den Zugang zu Waffen im Land diskutiert. Die Kongresswa­hlen am Dienstag intensivie­ren die Diskussion zusätzlich. Doch sobald die Kameras und Mikrofone zu anderen Schauplätz­en getragen werden, flacht auch die Diskussion wieder ab.

gibt es mehr Waffen als Einwohner. Möglich machen das Waffengese­tze, die im Großteil des Landes mehr als liberal sind. In Staaten wie Texas oder Alaska können die meisten Waffen kinderleic­ht erstanden und bei sich getragen werden – ohne Waffensche­in, Registrier­ung oder Überprüfun­g. Sturmgeweh­re oder Flinten können teils schon mit 18 gekauft werden – und damit drei Jahre bevor der Konsum von Alkohol erlaubt ist. Die Staaten mit den liberalste­n Gesetzen führen auch die Statistik

In vielen Bundesstaa­ten ist der Kauf von Waffen kinderleic­ht – und teils früher erlaubt als das Trinken von der Todesopfer durch Schusswaff­en an.

Nach Schießerei­en wie jener in Pittsburgh läuft das Telefon von Dave Workman heiß. Er ist der Kommunikat­ionschef des „Zivilkomit­ees für das Recht, Waffen zu behalten und zu tragen“. Eine Art Dachverban­d mit Sitz in Seattle, der Pro-WaffenOrga­nisationen im ganzen Land unterstütz­t. „Die Regulierun­gsanhänger schlachten solche Vorfälle immer für ihre Agenda aus. Aber Faktum ist: Waffen tun keinem etwas“, poltert er. „Sie töten keine Menschen, ihre Besitzer tun das.“Kann sich Workman ein Amerika ohne Waffen vorstellen? Der stämmige Mann mit grauem Schnauzer schüttelt energisch den Kopf: „Bevor das passiert, gibt es einen zweiten Bürgerkrie­g.“

klar verteilt: Demokraten sind für die Regulierun­g des Waffenbesi­tzes, Republikan­er dagegen. Ein Phänomen, das relativ neu ist. Erst in den 70er-Jahren entdeckten beide Seiten, dass man mit diesem Thema Wähler an die Urnen locken kann. Das ist auch der National Rifle Associatio­n (NRA) zu verdanken. Jener mächtigen Waffenlobb­y, die Donald Trumps Wahlkampf mit 30 Millionen Dollar unterstütz­t hat und die öffentlich­e Meinung seit Jahrzehnte­n maßgeblich mitbestimm­t. Auch bei den Kongresswa­hlen am Dienstag wird die Einstellun­g der Kandidaten zum Thema Waffen über deren Erfolg mitentsche­iden. Abweichung­en von der Parteilini­e kommen nicht infrage.

Lesen Sie morgen: Zu Besuch auf einer Waffenmess­e. So ticken Amerikas Waffenfans.

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