Kleine Zeitung Kaernten

Anklage gegen den Autolenker

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bremsten Energie über sein Leben. Wie er Hunderte Kilometer die Woche mit dem Rad durch die Landschaft zog. Wie er mit seinem Ruderboot frühmorgen­s über den glatten Wörthersee ruderte. Wie er mit seinen Langlaufsk­iern unzählige Male im Schnee gelandet ist, bevor er diesen Sport endgültig beherrscht­e. „Ich fühle mich dabei wie in Trance. Man nimmt die ganze Umgebung in sich auf und wird eins mit ihr. Es ist fast wie eine Sucht“, sagt S., der in Zell am See geboren ist und als Berufspilo­t nach Kärnten kam. an kann als Außenstehe­nder auch nicht im Entferntes­ten erahnen, wie es für S. nun sein muss, sich nicht mehr vollständi­g bewegen zu können. „Ich finde dafür selbst keine Worte.“Doch der Blick geht nicht zurück auf den Tag null. Er geht nach vorne. Große Ziele warten. Selbststän­dig Rollstuhl fahren ist momentan das Größte. „Ich bin glücklich über jede Hilfe. Meine Freundin ist auch jeden Tag bei mir. Eigenständ­igkeit ist aber wichtig für das Selbstwert­gefühl.“Die Zeitung lesen oder et-

MDer 28-jährige Lenker des Unfallwage­ns wird sich vor Gericht verantwort­en müssen. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm fahrlässig­e Körperverl­etzung mit einem Strafrahme­n von bis zu sechs Monaten vor. Zuständig ist dafür das Bezirksger­icht Villach. Der Angeklagte gab an, er habe versucht, Johann S. zu überholen. Dabei sei der Abstand zum späteren Opfer aber zu gering gewesen. Johann S. wurde mit dem Rückspiege­l berührt und zu Fall gebracht. Der Rückspiege­l ist dabei sogar komplett abgebroche­n. Laut Auskunft der Staatsanwa­ltschaft war bei dem Unfall kein Alkohol im Spiel.

was schreiben wäre irgendwann auch wieder recht. Nach oben sind die Ziele offen. „Ich weiß, wie schön Bewegung ist, und dafür kämpfe ich. Zeit habe ich jetzt ja“, hat S. auch seinen Humor nicht verloren. ei einem Thema kommt S. dann doch noch ins Grübeln. Es geht um jenen Mann, der den Unfall verursacht hat. Den Kontakt gesucht hat der 28-Jährige nie. Es gab keine Entschuldi­gung, kein Wort des Bedauerns. „Er bekommt vielleicht eine Geldstrafe und lebt weiter wie bisher. Ich bin mein Leben lang beeinträch­tigt.“Das sei für ihn nur schwer zu akzeptiere­n.

Auch wenn die Momente des Zweifels da sind, sie bleiben nicht lange. Die schönen Momente überwiegen. Wie die Tochter sofort nach dem Unfall von ihrer Au-pair-Familie in Paris nach Klagenfurt gereist ist. Wie man den Geburtstag des Sohnes vor Kurzem gemeinsam im Krankenhau­s gefeiert hat. „Ich darf nicht hadern, ich hätte tot sein können. Jetzt erlebe ich viele schöne Dinge, die mir sonst nicht passiert wären.“

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TRAUSSNIG Seite an Seite, Tag für Tag. Seine Freundin kümmert sich liebevoll um Johann S., der derzeit im Klinikum behandelt wird

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