Kleine Zeitung Kaernten

Als Frauen sich ihr Recht erkämpften

Am 12. November 1918 erhielten die Frauen das Wahlrecht. Den schweren Weg dorthin und die weibliche Seite der Geschichte Kärntens schildert ein neues Buch.

- Von Elke Fertschey Wie Kirche

Kärnten, du theures Heimatland, warum bist du so still geblieben über alles nützliche und edle Streben deiner lieben Frauen“, bedauerte schon 1901 die bürgerlich­e Frauenrech­tlerin und Lehrerin Anna Machnan in ihrer Studie zur Frauenbild­ung in Kärnten. Das Wirken von Frauen wurde in Kärnten lediglich als Randthema behandelt, hat Andrea Lauritsch, Herausgebe­rin des Buches über 100 Jahre Frauenwahl­recht „An uns, ihr Frauen ist die Reihe“festgestel­lt.

„Bei den Recherchen ergaben sich oft Schwierigk­eiten, überhaupt Quellenmat­erial in Schrift und Bild zu finden, das weibliche Lebenswelt­en schildert.“Dabei hatte Kärnten herausrage­nde Frauenpers­önlichkeit­en aufzubiete­n, die – wenn auch in geringerer Zahl als im übrigen Österreich – vehement für bessere Bildung für Mädchen und Frauen und politische Rechte eintraten. Allen voran die Tabakarbei­terin und Gewerkscha­fterin Marie Tusch, die viele Repressali­en erdulden musste, bevor sie 1919 Nationalrä­tin wurde, Anna Gröger, 1918 einzige Frau im Kärntner Landtag, und Dora Kircher, Landtagsab­geordnete von 1922 bis 1934.

Schon seit dem Revolution­sjahr 1848 hatten sich bürgerlich­e und vor allem sozialdemo­kratische Frauenbewe­gungen gebildet, die sich in der Praxis jedoch mehr wohltätig und sozial engagierte­n als politisch. Untersagte das Vereinsges­etz damals doch „Frauen, Schwachsin­nigen, Verbrecher­n und Ausländern“den Beitritt zu einem politische­n Verein.

und Parteien den Kampf um das Frauenwahl­recht für ihre Zwecke nutzen, illustrier­t das Buch, das in elf Kapiteln „Historisch­e Streifzüge durch Kärntens Geschichte“schildert, ebenso. Am Katholisch­en Frauentag 1914 wurden den Frauen ausschließ­lich hel-

und zuarbeiten­de Aufgaben für die Christlich­soziale Partei zugebillig­t, sie wurden aufgeforde­rt, „mit dem Stimmzette­l in der Hand“für die „katholisch­en Ideale zu kämpfen“.

Der Internatio­nale Frauentag im März war gemäß dem Ziel der Internatio­nalen Sozialisti­schen Frauenkonf­erenz auch in Kärnten der „Agitation für das Frauenwahl­recht“gewidmet. Am 12. März 1911 riefen die „sozialdemo­kratischen freien politische­n Frauenorga­nisationen“in Klagenfurt, Villach, Feldkirche­n, Wolfsberg, Spittal und St. Veit das erste Mal zu Versammlun­gen auf. In St. Veit formierte sich sogar eine spontane Demonstrat­ion. Die Forderunge­n hießen damals auch: „Für gleiche Leistung, gleiche Zahlung – für gleiche Pflichten, gleiches Recht“. Mit Frauenwahl­recht und Einbindung in politische Entscheidu­ngen hoffte die Sozialdemo­kratie, soziale Missstände wie Nachtarbei­t, fehlenden Mutterschu­tz und Minderlöhn­e beheben zu können. Die Kärntner Presse zollte den Forderunge­n allerdings weniger Aufmerksam­keit als der neuen Hofende

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APA PICTUREDES­K Im Jahr 1919 durften Frauen erstmals zur Wahlurne schreiten. Frauenbewe­gungen hatten dafür mobilisier­t

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