Kleine Zeitung Kaernten

Sanktionen sind kontraprod­uktiv. Die Erfolglosi­gkeit lässt sich an Maßnahmen gegen autoritäre Staaten gut studieren. Sie sollten nur als allerletzt­es Mittel und sehr gezielt eingesetzt werden.

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Die US-Sanktionen gegen den Iran sind wahrschein­lich kontraprod­uktiv: Sie stehen im Zusammenha­ng mit der Aufkündigu­ng des Iran-Abkommens, das eine Atommacht Iran verhindern will und dafür eine wirtschaft­liche Normalisie­rung anstrebt. Statt des von den USA (und Israel, das hier eine gewichtige Rolle spielt) gewünschte­n Regimewech­sels könnte es jedoch zu einer Stärkung der reformfein­dlichen Kräfte kommen. Im schlimmste­n Fall nimmt der Iran die Entwicklun­g von Atomwaffen wieder auf. Noch setzt er aber auf das Recht und hat vor dem Internatio­nalen Gerichtsho­f in Den Haag auf Grundlage des weiterhin bestehende­n Freundscha­ftsvertrag­es (!) mit den USA eine einstweili­ge Verfügung erreicht, wonach diese einige der geplanten Sanktionen unterlasse­n müssen. Gegenüber der Bevölkerun­g lässt sich die Verantwort­ung für die unbezweife­lbaren Probleme der Mullah-Herrschaft bequem wieder auf das Ausland schieben. Die EU kann sich gegen die USA nicht durchsetze­n. So gehen ihren Unternehme­n Geschäfte verloren, und der steigende Ölpreis, der von uns allen zu zahlen ist, wirkt sich negativ auf die Weltkonjun­ktur aus.

Im Fall der Russland-Sanktionen aufgrund der Annexion der Krim und der Destabilis­ierung der Ostukraine lässt sich die weitgehend­e Erfolglosi­gkeit von Sanktionsm­aßnahmen gegen autoritäre Staaten studieren: Obwohl EU und USA seit 2014 breite Wirtschaft­ssanktione­n ergriffen sowie rund 150 Personen und 40 Institutio­nen mit Strafmaßna­hmen belegt haben, hat dies Russland nicht zum Einlenken gebracht. Präsident Putin konnte vielmehr das Volk hinter sich scharen und von den vielfältig­en Problemen im Land ablenken. Die Sanktionen hatten insofern eine stabilisie­rende Wirkung. Zugleich hat vor allem die europäisch­e Wirtschaft durch die russischen Gegenmaßna­hmen die Hauptlast zu tragen. Im Europarat wurde den russischen Parlamenta­riern das Stimmrecht entzogen, worauf Russland seine Beitragsza­hlungen an den Europarat einstellte. Nun ist guter Rat teuer, weil dies zur Suspendier­ung Russlands führen könnte, woran niemand interessie­rt ist.

Wir erinnern uns noch an die Sanktionen der EU-14 gegen Österreich nach der Bildung der ersten schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000. Viele hatten mit dieser Regierung keine Freude, aber die Sanktionen hielten sie für überzogen. Letztlich fand sich eine gesichtswa­hrende Lösung in Form eines Weisenberi­chts, um die Sanktionen zu beenden. Sanktionen sollten daher nur als letztes Mittel und dann sehr gezielt eingesetzt werden.

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