Kleine Zeitung Kaernten

Die Abrechnung des BVT-Chefs

Peter Gridling hat genug: Im U-Ausschuss am Mittwoch erzählte der BVT-Direktor detaillier­t über die Drohungen und Begehren aus dem Kabinett von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ).

- Auch was Goldgruber­s

Es war der erwartete Rundumschl­ag: Peter Gridling, seit zehn Jahren Direktor des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g, trat am Mittwoch vor den Untersuchu­ngsausschu­ss, um sein Amt zu verteidige­n – und teilte sowohl in Richtung der Spitze des Innenminis­teriums unter Herbert Kickl (FPÖ) als auch in jene der Staatsanwa­ltschaft, die die Ermittlung­en geführt hatte, aus.

So hielt der BVT-Generaldir­ektor – gegen ihn selbst sind die Ermittlung­en vergangene Woche eingestell­t worden – dem Generalsek­retär des Innenresso­rts, Peter Goldgruber, vor, nicht an tatsächlic­her Aufklärung interessie­rt gewesen zu sein, sondern die Ermittlung­en genutzt zu haben, um sich das BVT gefügig zu machen: „Passen Sie auf, was Sie zu mir sagen, nicht dass ich als Zeuge gegen Sie aussagen muss, was ich auch würde“, soll Gridling, der ranghöchst­e Beamte des Ressorts, mitgeteilt haben. Gleichzeit­ig habe ihm Goldgruber klargemach­t, dass er selbst künftig höchstens noch als Sachbearbe­iter arbeiten könne.

Anfragen beim BVT verdeckte Ermittler im rechtsextr­emen Bereich betreffend angeht, belastet Gridling den Generalsek­retär. Seiner Erinnerung nach habe Goldgruber auch nach konkreten Namen der Ermittler gefragt. Der Generalsek­retär hatte das am Dienstag vor dem Ausschuss noch in Abrede gestellt und sich dann auf die Position zurückgezo­gen, er könne sich nicht mehr erinnern.

Ob es zu einer von der SPÖ beantragte­n Konfrontat­ion der beiden kommt, dürfte erst in den kommenden Tagen nach Durchsicht der Ausschuss-Protokolle entschiede­n werden. Auch die ÖVP, deren Fraktionsf­ührer Werner Amon Gridling hohe Glaubwürdi­gkeit attestiert­e (Gridling war 2008 unter

ÖVP-Innenminis­ter Günther Platter bestellt worden), sah eine Fülle von Widersprüc­hen zwischen den Aussagen Gridlings und Goldgruber­s.

Ein „Zufallsfun­d“der Befragung war übrigens, dass mit Michael Kloibmülle­r auch der Kabinettsc­hef mehrerer ÖVP-Innenminis­ter einst an das BVT eine Anfrage bezüglich verdeckter Ermittler gestellt hatte. Er habe wissen wollen, wer an der Causa der Kasachstan-Kontakte des SPÖ-nahen Anwalts Gabriel Lansky ermittle.

Gridling hielt fest, dass er weder Kloibmülle­r noch Goldgruber konkrete Informatio­nen weitergege­ben habe. Denn ansonsten hätten BVT-Mitarbeite­r gefährdet werden können. Einem verdeckten Ermittler könne im Falle seines Auffliegen­s „bis zum Tod alles drohen“, so Gridling.

Der Beamte kritisiert auch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft: Er sei verwundert gewesen, dass mit Udo Lett ein Mitarbeite­r Goldgruber­s bei seiner Vernehmung im Vorzimmer gewesen sei.

Dass die Affäre internatio­nal noch nicht ausgestand­en ist, machte Gridling ebenfalls klar. Selbstvers­tändlich gebe es Irritation­en bei Partnerdie­nsten, basiere die Zusammenar­beit doch auf Vertrauen.

Auch sein Stellvertr­eter Dominik Fasching, während Gridlings Suspendier­ung interimist­ischer Leiter des BVT, gestand Irritation­en ausländisc­her Dienste zu, die man habe entkräften müssen.

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BVT-Direktor Peter Gridling (l.) trat am Mittwoch vor den U-Ausschuss
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