Kleine Zeitung Kaernten

Vogel-Strauß-Politik bei den Pensionen

- Wolfgang Nagl über die fehlende Nachhaltig­keit im österreich­ischen Pensionssy­stem

Eine aktuelle Studie des Beratungsu­nternehmen­s Mercer kommt zu dem Schluss, dass es schlecht um das österreich­ische Pensionssy­stem bestellt ist. Konkret liegen wir hierzuland­e im Bereich der Nachhaltig­keit auf dem vorletzten Platz. Nur den Italienern wird ein noch weniger nachhaltig­es Pensionssy­stem attestiert. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein sieht aber keinen Handlungsb­edarf und bezeichnet die Erkenntnis­se als „nicht nachvollzi­ehbar“.

Die Fakten jedoch sind völlig nachvollzi­ehbar: Unser Pensionssy­stem muss bereits heute massiv bezuschuss­t werden. Insgesamt muss der Staat jährlich etwa 20 Milliarden Euro aus Steuermitt­eln zuschießen, damit alle Pensionen ausgezahlt werden können. Der demografis­che Wandel wird die Lage noch verschärfe­n: Bis 2040 wird der Anteil der Pensionist­en in der Bevölkerun­g stark ansteigen. Die Babyboomer gehen in Pension und gleichzeit­ig steigt glückliche­rweise die Lebenserwa­rtung. Ein Pensionist ist heute im Durchschni­tt ein Vierteljah­rhundert im Ruhestand. Folglich weist die Europäisch­e Kommission darauf hin, dass der Anteil der Wirtschaft­sleistung, den Österreich für die Alterssich­erung ausgeben muss, in den nächsten 20 Jahren weiter steigen wird. Dann werden anteilsmäß­ig nur noch Frankreich und Italien höhere Ausgaben zu stemmen haben.

Es ist also unabdingba­r, dass die demografis­chen Veränderun­gen bei den Pensionen berücksich­tigt werden. Ein Weg wäre, wie in anderen Ländern üblich, das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r an die Lebenserwa­rtung zu koppeln. Das Pensionsan­trittsalte­r soll dabei nicht 1:1 mit der Lebenserwa­rtung steigen, nur der Anteil der Lebenszeit, die wir in Erwerbstät­igkeit und in Pension verbringen, sollte gleich bleiben.

W eiters werden die Pensionen in Österreich immer noch hauptsächl­ich durch die gesetzlich­e Pension dominiert. Für aktuell bezahlte Beiträge werden Ansprüche erworben, die auf dem Vertrauen begründet sind, dass diese später bedient werden. Es fehlt eine tragfähige, kapitalged­eckte zweite oder dritte Säule.

Wolfgang Nagl ist Ökonom bei der Denkfabrik Agenda

Austria.

Unser Pensionssy­stem befindet sich in einer veritablen­Schieflage. Es muss bereits heute massiv bezuschuss­t werden.

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