Vogel-Strauß-Politik bei den Pensionen
Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Mercer kommt zu dem Schluss, dass es schlecht um das österreichische Pensionssystem bestellt ist. Konkret liegen wir hierzulande im Bereich der Nachhaltigkeit auf dem vorletzten Platz. Nur den Italienern wird ein noch weniger nachhaltiges Pensionssystem attestiert. Sozialministerin Beate Hartinger-Klein sieht aber keinen Handlungsbedarf und bezeichnet die Erkenntnisse als „nicht nachvollziehbar“.
Die Fakten jedoch sind völlig nachvollziehbar: Unser Pensionssystem muss bereits heute massiv bezuschusst werden. Insgesamt muss der Staat jährlich etwa 20 Milliarden Euro aus Steuermitteln zuschießen, damit alle Pensionen ausgezahlt werden können. Der demografische Wandel wird die Lage noch verschärfen: Bis 2040 wird der Anteil der Pensionisten in der Bevölkerung stark ansteigen. Die Babyboomer gehen in Pension und gleichzeitig steigt glücklicherweise die Lebenserwartung. Ein Pensionist ist heute im Durchschnitt ein Vierteljahrhundert im Ruhestand. Folglich weist die Europäische Kommission darauf hin, dass der Anteil der Wirtschaftsleistung, den Österreich für die Alterssicherung ausgeben muss, in den nächsten 20 Jahren weiter steigen wird. Dann werden anteilsmäßig nur noch Frankreich und Italien höhere Ausgaben zu stemmen haben.
Es ist also unabdingbar, dass die demografischen Veränderungen bei den Pensionen berücksichtigt werden. Ein Weg wäre, wie in anderen Ländern üblich, das gesetzliche Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln. Das Pensionsantrittsalter soll dabei nicht 1:1 mit der Lebenserwartung steigen, nur der Anteil der Lebenszeit, die wir in Erwerbstätigkeit und in Pension verbringen, sollte gleich bleiben.
W eiters werden die Pensionen in Österreich immer noch hauptsächlich durch die gesetzliche Pension dominiert. Für aktuell bezahlte Beiträge werden Ansprüche erworben, die auf dem Vertrauen begründet sind, dass diese später bedient werden. Es fehlt eine tragfähige, kapitalgedeckte zweite oder dritte Säule.
Wolfgang Nagl ist Ökonom bei der Denkfabrik Agenda
Austria.
Unser Pensionssystem befindet sich in einer veritablenSchieflage. Es muss bereits heute massiv bezuschusst werden.