Kleine Zeitung Kaernten

„Abschiebun­gen sind keinesfall­s nachvollzi­ehbar“

Das Schicksal des Salzburger Bäckerlehr­lings, der nach Afghanista­n abgeschobe­n werden soll, berührt Leserinnen und Leser. Sie plädieren in solchen Fällen für ein humanitäre­s Bleiberech­t.

- „Wieder Lehrling abgeschobe­n“, 6. 11. Lisa Marie Marbler, St. Stefan i. R.

Es klingt so rational und nachvollzi­ehbar, den Aufenthalt­sstatus nicht an die Lehre zu koppeln. Es mag für das Gewissen so hilfreich sein, wenn man nur mit bloßen „Zahlen“hantieren muss und deshalb Abschiebun­gen als unabdingba­re Notwendigk­eit darstellen kann.

Die Sicherheit­slage in Afghanista­n hat sich jedoch in den letzten Jahren so massiv verschlech­tert, dass auch innerstaat­liche Fluchtalte­rnativen keine Option mehr sind, wie zahlreiche Berichte und Gutachten (wie z. B. von UN, UNOCHA, UNHCR, INSO) belegen. Deshalb sind aus humanitäre­r Sicht Abschiebun­gen keinesfall­s nachvollzi­ehbar. Afghanista­n ist nicht sicher. Wer davon betroffene Menschen persönlich kennt, deren Leid, Ängste, Ausweglosi­gkeit geteilt und viele Tränen getrocknet hat, kann die „normative Kraft“dieser Entscheidu­ngen daher nur mehr mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen.

Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung und ein Umdenken in unserer Gesellscha­ft, bei den Entscheidu­ngsträger/-innen, wenn wir uns unserer Ge- schichte besinnen? Uns einfach nur vorstellen, all dies würde unseren Kindern oder uns selbst widerfahre­n?

Mag. Martha Schweiger, DI Martin Spaett, Erika Winter, Graz

Allein und ohne Job

Die Abschiebun­g von Lehrlingen sorgt derzeit in unserer Gesellscha­ft immer wieder für Diskussion­en. Meines Erachtens gibt es keinerlei Gründe dafür, diese Lehrlinge abzuschieb­en. Es wäre wesentlich vorteilhaf­ter, wenn sie ihre Lehre zumindest fertigmach­en dürften. Das könnte eine Winwin-Situation darstellen. Betriebe müssten nicht deren Ausbildung­en abbrechen und die Menschen hätten zumindest etwas, was sie in ihre Länder mitnehmen könnten.

Wie im Bericht beschriebe­n, wäre der 21-Jährige nach Kabul abgeschobe­n worden, wo er keine Familie hat, da diese in den Iran geflüchtet ist. Das finde ich nicht gut – hier hat er Arbeit und verdient sein eigenes Geld, in Kabul würde er ganz alleine ohne Job dastehen. So geht es nicht nur ihm, viele Flüchtling­e sind betroffen. Ich plädiere dafür, dass Menschen, die sich in Österreich integriere­n, auch bei uns bleiben sollen.

Positiver denken

„Das Rüstzeug für die Welt von morgen“, 4. 11. Es wird quasi überall eine Art Angst generiert, unsere Jugend sei nicht vorbereite­t auf diese Welt, die da einmal auf uns alle zukommt! Nun, manchmal hilft der nüchterne Blick auf die Statistik: Das AMS weiß, dass seit 25 Jahren, also seit einem Vierteljah­rhundert, die Arbeitslos­igkeit für Menschen mit Lehre, Matura und Universitä­tsabschlus­s konstant niedrig geblieben ist – jedoch für Menschen mit Pflichtsch­ulabschlus­s oder sogar weniger dramatisch nach oben gegangen ist!

Denken wir kurz daran, was alles in diesen 25 Jahren passiert ist, man denke nur an die Schreibmas­chine, die man damals noch öfter in Büros vorgefunde­n hat und die dem PC gewichen ist. Auch hat kein Mensch vor 25 Jahren den Siegeszug des Internets oder des Smartphone vorhergese­hen. Die Lehrpläne waren, was das Thema IT angeht, fast jungfräuli­ch unangetast­et, „Maschinsch­reiben“hat das damals geheißen! Und doch haben viele einstige Schülerinn­en und Schüler erfolgreic­h ihren Weg gefunden, haben Firmen gegründet, tolle Dinge erfunden und sich am Arbeitsmar­kt bewährt! Offenbar war in der Vergangenh­eit das Schulsyste­m doch in der Lage, Kinder auf die Zukunft vorzuberei­ten, ganz ohne diesen Fokus auf „Kompetenze­n“!

Daher mein Fazit: Es ist gar nicht so wichtig, was man lernt, Hauptsache man lernt überhaupt! Wieder mehr kritisches Denken zulassen – das beste Rezept, um den einfachen Lösungsans­ätzen der populistis­chen Rattenfäng­er von allen Seiten entsagen zu können. Den drei Grundlagen wieder genügend Raum einräumen: Lesen, Schreiben und Rechnen! Und am Ende brauchen wir noch etwas: eine positive Grundstimm­ung Richtung Zukunft!

Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben!

Lukas Traussnig, Wolfsberg

Waffenlief­erungen

LB „Aufgaben der UNO“, 6. 11. Österreich liefert laut Bericht der EU und des Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stituts SIPRI an 164 Staaten Waffen, darunter um 48 Millionen USDollar nach Saudi-Arabien!

Waffenlief­erungen dienen der strukturel­len und perspektiv­ischen Wohlstands­entwicklun­g in den Kriegsgebi­eten nicht (siehe Jemen) und konter-

karieren die Arbeit der UNO in dieser Aufgabe!

Außenminis­ter Kurz forderte nach den ersten Flüchtling­swellen die Aufstockun­g der Auslandsfl­üchtlingsh­ilfe, nachdem er diese eben vorher (April 2015) fast halbierte.

Und wenn man den Migrations­pakt nicht richtig lesen will, kann man auch gegen die eigene Außenminis­terin stimmen und die Europäisch­e Union immer weiter aufspalten – ganz im Sinne der USA und Russlands . . .

Arnulf Huber, Paternion

Verschwieg­ene Themen

Mein 17-jähriger Sohn besuchte vor einigen Tagen mit seiner Schulklass­e die Ausstellun­g „Vermessung­samt/Geodetski urad“in St. Jakob, erzählte mir davon, und ich las dann den Text von Martin Gasser und bin tief beeindruck­t. Auch in meiner Schulzeit (1970 bis 1983) hatte ich keinen einzigen Lehrer, der sich der Themen Rassenwahn, Antisemiti­smus/Holocaust annahm; in der Oberstufe des Gymnasiums war der Geschichts­unterricht mit dem Ende des Ersten Weltkriege­s bzw. dem „Kärntner Abwehrkamp­f “auch schon abgeschlos­sen. Über die weniger heroischen Leistungen unserer Vorfahren danach schwieg man sich bestenfall­s aus. Ich hatte das Glück, davon schon als Kind von meinen Eltern gehört zu haben.

Ein großes Dankeschön der heutigen Lehrerscha­ft, die unseren Kindern die Augen öffnet und Demokratie und Menschenre­chte verteidige­n lehrt.

Gregor Cencig, Völkermark­t

Jagdgesetz und Hunde

Wenn das ordnungsge­mäße Halten von Hunden (laut Kärntner Jagdgesetz 2000, LGBI Nr. 21/2000) im gesamten Bundesland (auch in allen Bezirken und Städten) vollzogen werden würde, gäbe es um mindestens 50 Prozent weniger Verletzung­en durch Hundebisse und Wildtierhe­tze!

Liebe Politiker und Ordnungshü­ter, es wäre damit ein erster Schritt getan, Schäden an Tier und Mensch zu vermeiden. Karl Hubmayer, Klagenfurt

Eltern unterstütz­en

Besonders alleinerzi­ehenden Elternteil­en oder Familien mit einem schwachen Pro-KopfEinkom­men fehlt nicht selten die zeitliche und/oder finanziell­e Kapazität, um ihren Kindern bei den Hausaufgab­en oder beim Lernen unter die Arme zu greifen. Armut ist teilweise „gemacht“, weil exakt jene Kinder Gefahr laufen, dass ihre Talente zu wenig gefördert oder gar nicht erkannt werden. Die Folge ist, dass diese später im Erwerbsleb­en zu wenig ins Verdienen bringen.

Ein Lösungsans­atz wäre ein Deal mit dem Lehrperson­al: Viele Lehrerinne­n und Lehrer arbeiten bereits in den Sommerferi­en am neuen Stundenpla­n, an Nachprüfun­gsvorberei­tungen. Es bestünde gewiss die Bereitscha­ft einiger, während der Sommerferi­en die Urlaubszei­ten der Lehrerinne­n und Lehrer herabzuset­zen und kostenlose Nachhilfe anzubieten. Die Infrastruk­tur (während der Sommermona­te leer stehende Schulgebäu­de) ist ohnedies vorhanden.

Dr. Tanja Koenig, Techelsber­g

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