Lohnrunde: Wieder keine Einigung bei den Metallern. Ab Montag soll es in den Betrieben Warnstreiks geben.
Rewe will künftig „raus aus Plastik“. Auch andere Konzerne entwickeln Konzepte gegen die Müllflut. Zellulose-Netze aus Graz spielen dabei eine große Rolle.
Wer die Verpackungen von Obst und Gemüse und vielleicht auch Wurst und Käse nicht gleich in den Mistkübel wirft, sondern wie PET-Flaschen gesondert sammelt, hat es klar vor Augen: Es sind Berge von Plastikverpackungen, die in einer Familie innerhalb von wenigen Tagen zusammenkommen.
Wie groß das Plastikproblem inzwischen ist, zeigte erst kürzlich der Nachweis österreichischer Forscher von Plastikpartikeln im Darm. Jetzt könnte im Handel eine Bewegung gegen die Plastikflut anrollen.
Rewe – in Österreich mit Billa, Merkur, Penny und Adeg vertreten – heftet sich jedenfalls das Versprechen „Raus aus Plastik“auf die Fahnen. „Schritt für Schritt“, so verspricht es Rewe-International-Chef Marcel Haraszti, sollen Plastik-Alternativen eingesetzt werden, wo es möglich ist. Bis Ende des kommenden Jahres soll das bei der „Ja! Natürlich“-Palette völlig gelungen sein. Aktuell hält man bei 75 Prozent. 92.000 Kilo Plastik wurden 2017 vermieden.
ist auch Spar, Hofer und Lidl Treiber für Papierverpackungen oder kompostierbare ZelluloseFolien und Netze. Beliefert werden sie etwa vom Verpackungszentraum Graz, das inzwischen einen internationalen Ruf unter anderem für Zellulose-Netze genießt. AlternativVerpackungspionierin Susanne Meininger erzählt außerdem, dass der Schweizer Lebensmittelriese Coop längst das gesamte Obst- und Gemüse mit den abbaubaren Zellulose-Netzen verkauft.
Die Einschränkung auf Bio bedeutet schließlich, dass 90 Prozent konventionell angebautes Obst und Gemüse wie bisher im Plas-
bei tik daherkommen. „Da gäbe es sicher mehr Möglichkeiten, an denen man arbeiten könnte“, meint die Chefin des Verpackungszentrums. Meininger will aber eher loben als kritisieren: „Ich habe das Gefühl, da geht gerade eine richtige Lawine los.“
Mit „Raus aus Plastik“lädt Rewe Konsumenten und Start-ups ein, Ideen zu liefern. Rewe will nach aktuellem Stand erst 2030 alle 60 Lebensmittel-Eigenmarken mit tausend Produkten plastikfrei machen.
Spar als größter Rewe-Konkurrent bietet bei Interspar seit Kurzem in den Obstabteilungen transparente Papiersackerl an. „Die werden von den Kunden auch gut angenommen“, sagt Konzern-Sprecherin Nicole Berkmann. MehrwegNetze, wie sie jetzt bei Rewe
verkauft werden, führe man ebenfalls.
Spannend ist ein Test in der Feinkost: Kunden sollen etwa für Wurst eigene Plastikdosen mitbringen dürfen. „Das Gesundheitsministerium verbietet unseren Mitarbeitern aber aus Hygienegründen, mitgebrachte Dosen anzufassen“, erklärt Berkmann. In der Steiermark startet Spar aber in wenigen Tagen den Versuch mit Tabletts. Auf die stellen die Kunden ihre offenen Behälter. Die Verkäufer befüllen sie nur, ohne sie zu berühren, und geben sie auf dem Tablett zurück.
Wie auch immer der Versuch ausgehen wird: Er zeigt, dass die Unternehmen sensibilisiert sind. Penny-Chef Michael Jäger gibt aber auch zu bedenken, dass Plastik in manchen Fällen Sinn macht, damit Lebensmittel nicht tonnenweise im Müll landen. „Damit erweisen wir der Umwelt auch kein Dienst.“