Kleine Zeitung Kaernten

Loblied auf einen Engel

Erich F. Lercher erzählt von Jelena, dem „Engel vom Loiblpaß“und anderen Helden des Tunnel-KZ.

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Ein erschrecke­nd passendes Datum hatte die Kulturabte­ilung der Gemeinde Ferlach für die Buchpräsen­tation gewählt: Freitagabe­nd, 80 Jahre nach Beginn der Reichskris­tallnacht, las Erich F. Lercher im Rathaus aus seinem Roman „Der Tunnel – Der Engel vom Loiblpaß“. Es geht darin um Grauen und Gewalt in der Außenstell­e des Konzentrat­ionslagers Mauthausen, das zum Bau des Loibl-Tunnels errichtet worden war. Während einer Urlaubsfah­rt sei ihm eine Gedenktafe­l aufgefalle­n, sagt Erich Lercher, der dann zu recherchie­ren begann. 40 Jahre hat der pensionier­te ÖBB-Mitarbeite­r, ein St. Veiter, der jetzt in Wien und am Semmering lebt, in sein Buch investiert. Er sprach mit Zeitzeugen, deren Geschichte­n in den Roman einfließen. Besonders beeindruck­te ihn der „En- gel“Jelena, eine junge Frau aus Jesenice, die unter ihren Röcken Brot und Obst in den Tunnel schmuggelt­e, um die geschundne­n Menschen vor dem Verhungern zu bewahren. „Sie hat täglich ihr Leben riskiert“, sagt Lercher, „das war ihr egal.“

Immer wieder hat der Autor mit Jelena, die 2015 im Alter von 92 Jahren gestorben ist, gesprochen. Janko Tiˇsler, Vermessung­sgehilfe beim Tunnelbau, Erich F. Lercher recherchie­rte 40 Jahre lang für seinen Roman über Schicksale und Verbrechen im Konnex mit dem KZ Loibl der sich den Partisanen anschloss, stellte ihm sein Archiv zur Verfügung.

Erich Lercher nutzte die Lesung auch, um scharf zu kritisiere­n, dass in der KZ-Gedenkstät­te Loibl-Nord die Mauerreste der Waschbarac­ke mit Beton ummantelt wurden.

E. F. Lercher: „Der Tunnel. Der Engel vom Loiblpaß.“Österreich­ische Literaturg­esellschaf­t 2017. 511 Seiten, 29,90 Euro.

Das Buch:

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ELISABETH PEUTZ

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