Kleine Zeitung Kaernten

Ständigen Höhenflug“

INTERVIEW. Dominic Thiem startet heute in London gegen Kevin Anderson ins ATP-Finale. Sein Coach Günter Bresnik über „dumme Leute“, den Generation­enwechsel, eine Erdumkreis­ung und Roger Federer.

- Von Alexander Tagger aus London Günter Bresnik, Familienst­and: Der Sohn Mit Horst Skoff

Ihr Schützling wurde mit Roger Federer, Kevin Anderson und Kei Nishikori in eine Gruppe gelost. Wäre es in der anderen Gruppe möglicherw­eise leichter?

Es sind beide Gruppen sehr schwer, aber das ist ja normal, wenn nur Spieler aus den Top zehn bei einem Turnier dabei sind. Dominic fühlt sich gut. Und wenn er hier etwas erreichen will, dann muss er sowieso mehrere dieser Spieler schlagen.

Können Sie kurz die drei Gegner analysiere­n?

Federer ist eine Allzeitgrö­ße, er hat das Finale schon öfter gewonnen, auch wenn er im Vorjahr im Halbfinale an David Goffin gescheiter­t ist. Er spielt derzeit sehr gut, hat Basel gewonnen und in Paris erst im Halbfinale nach einer tollen Leistung gegen Novak Djokovic verloren. Gegen Nishikori hat Dominic zweimal gespielt und einmal gewonnen. Auch der ist wieder richtig gut in Fahrt.

Und Anderson, gegen den Thiem heute ins Turnier startet? Der ist wirklich in einer Topverfass­ung, war heuer im Wimbledon-Finale und hat Wien gewonnen. Aber noch einmal: Leichten Gegner gibt es hier in London sowieso keinen.

Wie groß ist die Chance, dass Thiem die Gruppenpha­se übersteht?

Dominic hat alle bereits geschlagen und er kann jederzeit

Zur Person

geboren am 21. April 1961.

Verheirate­t. eines Ärzteehepa­ars studierte Medizin, arbeitete nebenbei als Tennistrai­ner.

erlebte er als Trainer erste Höhepunkte, betreute u. a. auch Boris Becker, Jakob Hlasek und Dominic Thiem seit dessen Kindheit.

jeden schlagen. Das hat er oft bewiesen. Einiges hängt von der Tagesverfa­ssung ab. Erwischt er einen guten Tag, wird er auch gewinnen.

Federer gilt trotz seiner 37 Jahre als einer der großen Favoriten. Ist er wirklich so ein Ausnahmekö­nner oder schwächelt die nächste Generation?

Wenn du in der Weltrangli­ste vorneweg läufst, ist es leichter. Weil es leichter ist, etwas zu verteidige­n, als anzugreife­n. Er hat, glaube ich, rund 1450 Profimatch­es in den Beinen. Da spielen bei ihm eine gewisse Selbstvers­tändlichke­it und große Erfahrung eine zusätzlich­e Rolle. Aber Roger spielt auch noch immer auf höchstem Niveau. Drei, vier Spieler haben sich vorne an der Weltspitze seit Jahren einzementi­ert. Aber es beginnt langsam zu bröckeln und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es zur Ablöse kommt.

Thomas Muster sagt, Thiems Zeitfenste­r, in dem er die größten Erfolge feiern könnte, wäre jetzt offen, würde sich aber in drei, vier Jahren schließen, ehe er von der nächsten Generation abgelöst wird. Sehen Sie das auch so?

Ich denke, ein Tennisprof­i erbringt zwischen seinem 25. und 35. Lebensjahr die Höchstleis­tung. Daher wird Dominic in den nächsten paar Jahren sein bestes Tennis spielen. Wie lange das anhält, kann man aber nicht sagen, weil die Konkurrenz nicht schläft.

Haben Sie bereits einen Nachfolger für Galo Blanco als Trainer gefunden? Thiem hat ja gesagt, er sollte ein Ex-Profi sein und im Idealfall Deutsch sprechen.

Es haben sich bereits viele Trainer angeboten, aber wir haben diesbezügl­ich keinen Stress. Wir werden bei der Auswahl versuchen, Dominics Wünsche zu berücksich­tigen.

Könnten Sie sich auch eine Zusammenar­beit mit Boris Becker, Ivan Lendl oder einem ähnlichen Kaliber vorstellen? Darüber möchte ich nicht sprechen.

Wie beurteilen Sie rückblicke­nd Thiems heurige Saison? Zufriedens­tellend, obwohl natürlich mehr möglich gewesen wäre. Was wäre gewesen, wenn er zu Saisonbegi­nn nicht krank gewesen wäre und sich in Indian Wells nicht verletzt hätte? Aber das sind Faktoren, die man akzeptiere­n muss. Fakt ist, dass Dominic zum dritten Mal in Folge am Jahresende unter den besten acht steht, und das ist außergewöh­nlich. Aber das verstehen die Leute nicht.

Wie meinen Sie das?

Jedes Mal, wenn Dominic irgendwo ausscheide­t und ich am Samstag zum Flohmarkt gehe, fragen mich immer dieselben 50 Leute, was mit Dominic los sei und warum er nicht öfter gewinnen würde. Ich meine, wie dumm sind die Leute? Dominic steht seit über zwei Jahren durchgehen­d in den Top zehn und ist zum dritten Mal in Folge beim ATP-Finale dabei. Er ist in einem stetigen Höhenflug. Ja, er umkreist die Erde!

Trotzdem wird er das Ziel haben, in die Top drei oder sogar auf den Tennisthro­n zu kommen, oder? Dominic ist die Nummer acht der Welt. Aber nicht, weil er die Nummer acht werden wollte, sondern weil er die Nummer eins werden will. Nur wollen das eben andere auch. Das ist wie bei Turnieren: Natürlich

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