Kleine Zeitung Kaernten

Scharmütze­l um die Rednerlist­e

Heute sollten nur Van der Bellen, Kurz und Sobotka reden. Das missfiel SPÖ und FPÖ.

- Michael Jungwirth

21. Oktober 1918: Im niederöste­rreichisch­en Landhaus konstituie­rte sich die Provisoris­che Nationalve­rsammlung

Dass das offizielle Österreich zu einer Gedenk- oder Jubiläumsf­eier in die Staatsoper bittet, hat Seltenheit­swert. Normalerwe­ise trifft man sich in der Hofburg oder im Parlament, in dem allerdings gerade gehämmert und gespachtel­t wird. Der heutige Staatsakt zum 100. Jahrestag der Ausrufung der Republik geht in der Oper über die Bühne.

Es wäre nicht Österreich, wenn die Planung der Veranstalt­ung nicht auch von innenpolit­ischen Scharmütze­ln überschatt­et gewesen wäre. Als Gastgeber fungieren Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, also ein ehemaliger Grüner und zwei ÖVPPolitik­er. Nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung waren Vertreter der SPÖ und der FPÖ in der ursprüngli­chen Rednerlist­e nicht vorgesehen. Nach teils heftigen Interventi­onen wurde die Rednerlist­e erweitert: um Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache, der in seiner Ansprache herausstre­ichen will, dass es der spätere Begründer der deutschnat­ionalen Partei Franz Dinghofer war, der an dem historisch­en Tag vor 100 Jahren nicht nur der Nationalve­rsammlung vorstand, sondern auch von der Balustrade des Parlaments die Republik ausrief. Zudem wurde die Liste um den burgenländ­ischen SPÖ-Landeshaup­tmann Hans Niessl erweitert. Die SPÖ hätte es schwer verwunden, wenn sie an „ihrem 12. November“dem Staatsakt nur passiv beigewohnt hätte. Dem Cheforgani­sator der Jubiläumsf­eierlichke­iten, Ex-Bundespräs­ident Heinz Fischer, das Wort zu erteilen, wäre ein protokolla­rischer Fauxpas gewesen. Da die Länder die erste Republik mitbegründ­et hatten, fiel die Wahl auf den amtierende­n Vorsitzend­en der Landeshaup­tleutekonf­erenz, eben den Burgenländ­er Niessl. Die Festrede hält die bekannte Autorin Maja Haderlap. eladen sind neben den Vertretern des offizielle­n Österreich in Israel lebende, österreich­ische HolocaustÜ­berlebende, viele Schüler und Gäste aus allen Bundesländ­ern, die einen Querschnit­t der Bevölkerun­g unseres Landes bilden.

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APA/PICTUREDES­K (2)
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Die okkupierte Republiksg­ründung: Das Denkmal in Wien zeigt nur die „roten“Gründungsv­äter Jakob Reumann, Viktor Adler und Ferdinand Hanusch

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