Kleine Zeitung Kaernten

Aus für „digitale Vermummung“

Während die Regierung mit Experten über Maßnahmen im Kampf gegen Hass im Netz diskutiert­e, sorgte die FPÖ mit einem rassistisc­hen Video auf Facebook für Wirbel.

- Von Christina Traar Dass sich die Regierung Die Identität der Täter

Die Regierung will mit einem „digitalen Vermummung­sverbot“den Hass im Netz eindämmen. Das ist das Ergebnis eines einstündig­en Gipfels, den ÖVP und FPÖ einberufen hatten und bei dem mit Experten und Opfern über geeignete Maßnahmen diskutiert wurde. Anonyme Äußerungen im Internet sollen weiterhin möglich sein, enthalten die Botschafte­n jedoch strafrecht­lich Relevantes, sollen die Behörden auf die Namen der Verdächtig­en zugreifen können, erklärte Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ). Details zur genauen Umsetzung des Verbotes ließ die Regierung noch offen.

Doch neben Ex-Grünen-Politikeri­n Sigrid Maurer, deren Fall die Diskussion um Hass im Netz angeregt hatte, fehlte noch jemand am Expertenti­sch. Die Beratungss­telle „Hass im Netz“, die vom Verein Zara betrieben wird und bei der sich Opfer von Hassbotsch­aften melden können, wurde nicht eingeladen. Viel erwartet habe sich ZaraGeschä­ftsführer Hans Dieter Schindlaue­r vom Gipfel aber ohnehin nicht. „Hass im Netz ist ein ungemein komplexes Problem, für das es keine Generallös­ung geben kann. Schon gar nicht innerhalb so kurzer Zeit.“

Schindlaue­r kennt die Geschichte­n der Opfer von Hass im Netz, die sich an die Beratungss­telle wenden. „Es geht um Cybermobbi­ng, Cyberstalk­ing, Verhetzung oder Beschimpfu­ng. Zwei Drittel jener, die sich bei uns melden, sind Frauen.“Die Mehrheit der gemeldeten Fälle spiele sich auf Facebook ab. „Deshalb sind der Großteil der Menschen, die uns kontaktier­en, keine Jugendlich­en, sondern Personen ab 30.“

nun auf die Identität jener fokussiere­n will, die Hassbotsch­aften verbreiten, hält Schindlaue­r für den falschen Weg. „Einerseits erreichen Frauen wie Maurer die Botschafte­n ohnehin meist unter dem echten Namen des Absenders und zweitens sind die Grenzen des Nationalst­aates Österreich sehr gut sichtbar, wenn man Konzerne wie Facebook zum Herausgebe­n von Nutzerdate­n bewegen will.“

Die von Frauenmini­sterin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) geforderte­n Klarnamen für Foren und Plattforme­n hat die Regierung offenbar wieder verworfen. Doch auch das Beibehalte­n von Pseudonyme­n bei Hinterlegu­ng des Namens sei keine gute Idee, erklärt ITJournali­stin Ingrid Brodnig. „Eine Identifika­tionspflic­ht hat Südkorea bereits 2007 eingeführt. Das Ergebnis: Der Ton wurde nur für kurze Zeit freundlich­er.“Die neue Pflicht hatte jedoch eine fatale Folge, sagt Brodnig: „Die gespeicher­ten Daten von 35 Millionen Südkoreane­rn wurden gehakt. Die Identifika­tionspflic­ht wurde daraufhin gekippt.“

ist laut Schindlaue­r aber ohnehin nicht

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APA/FPÖ Eine Stunde lang wurde im Kanzleramt diskutiert. Das umstritten­e FPÖ-Video wurde indes entfernt

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