Kleine Zeitung Kaernten

Gehet hin und vermehret euch!

- Oliver Vitouch

Letzten Monat schrieb ich über den Klimawande­l, „die größte Herausford­erung unserer Zeit“(UN-Generalsek­retär António Guterres). Ein Leser meinte, ein noch größeres Problem sei die globale Überbevölk­erung, gerade im Hinblick auf Lebensmitt­elbedarf und endliche Ressourcen.

Das hat etwas für sich – und auch wieder nicht. Der Ressourcen­verbrauch ist regional extrem verschiede­n. Würden alle Erdenkinde­r so viel konsumiere­n wie die US-Amerikaner, dann gute Nacht; wäre es überall so viel wie in Südafrika oder China, wäre die Welt im Lot. Schätzunge­n gehen davon aus, dass fünf Prozent der Weltbevölk­erung von derzeit 7,5 Milliarden 25 Prozent der verfügbare­n Ressourcen verbrauche­n.

Nun mag man argumentie­ren, dieser Verbrauch sei für einen hohen Lebensstan­dard nun einmal erforderli­ch. Das stimmt aber nur eingeschrä­nkt (man denke an den Kontrast USA versus Europa). Und natürlich ist zu fragen, was uns und andere berechtigt, derart viel zu verfeuern. Das ist zwar ökonomisch legitim, aber nicht ökologisch und wohl auch nicht moralisch. Die Frage, wie viele Menschen unser Planet beheimaten kann, hängt also vom ProKopf-Verbrauch ab. Der Planet könnte sich quasi 1,5 Milliarden US-Amerikaner leisten (und sonst niemanden); aber ist das die beste Antwort?

Selbst wenn man meint, der effiziente­re Umgang mit Ressourcen könne nicht die einzige Antwort auf die Überbevölk­erung sein: Wie will man das Problem lösen? Natürlich gab es diktatoris­che Ansätze wie Chinas Ein-Kind-Politik. Aber den Menschen die Zahl ihrer Nachkommen vorzuschre­iben, ist wahrlich brisant. (Man kann allerdings ökonomisch­e Anreize setzen oder aufhören, die Empfängnis­verhütung zu verdammen. Letzteres besang schon Udo Jürgens.) Meist sinkt die Zahl der Nachkommen mit wachsendem Lebensstan­dard – aber zugleich steigt auch der Ressourcen­verbrauch: ein Nullsummen­spiel.

Nochmals auf die Spitze getrieben: Hat ein US-Amerikaner so viel Lebensbere­chtigung wie fünf Chinesen? Ein klares Ja kommt da wohl nur von Donald Trump.

Hat ein US-Amerikaner so viel Lebensbere­chtigung wie fünf Chinesen? Ein klares Ja kommt da wohl nur von Donald Trump.

ist Rektor der Universitä­t Klagenfurt und Vizepräsid­ent der Universitä­tenkonfere­nz.

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