ÖSTERREICHER KÖNNTEN ZUFRIEDEN SEIN
Statistik ist besser als die Stimmung
Seit 2012 sammelt die Statistik Austria wichtige Indikatoren zu Lebensqualität, Wirtschaft und Umwelt, um daraus die Antwort auf die Frage zu finden: Wie geht’s Österreich? Das Ergebnis der heurigen Studie ist durchaus erfreulich, denn ein gutes Drittel der Österreicher zeigt sich mit dem eigenen Leben sehr zufrieden.
Auf einer Skala von null (überhaupt nicht zufrieden) bis zehn (vollkommen zufrieden) lag die durchschnittliche Lebenszufriedenheit 2017 bei 7,9. In der EU liegt der Wert bei 7,1. Nur etwa jeder Neunte stuft seine Zufriedenheit als gering ein. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Anteil leicht zurückgegangen.
Erfreulich ist auch die Ent- des materiellen Wohlstandes, dieser steigt langsam, aber sicher. 18,1 Prozent der Bevölkerung waren 2017 armutsgefährdet, praktisch gleich viele wie 2016, aber deutlich weniger als 2008 (20,6 Prozent). Österreich liegt damit deutlich unter
dem EU-Schnitt von 22,5 Prozent.
Die Wirtschaftsleistung ist um 1,9 Prozent gewachsen, der Konsum um 0,9 Prozent, zeigt diese Auswertung. Nach einem deutlichen Anstieg der verfügbaren Einkommen um 1,1 Prowicklung zent im Jahr 2016 wuchsen die verfügbaren Einkommen der Haushalte 2017 nur leicht um 0,1 Prozent. Was sich zeigt, ist „ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Bruttojahreseinkommen der unselbstständig Erwerbstätigen“, heißt es in der Studie. Zwischen 2000 und 2016 sind die niedrigen Einkommen (die untersten 25 Prozent der Einkommen) um 16,5 Prozent gesunken, während die höchsten Einkommen (die obersten 25 Prozent) um 1,8 Prozent stiegen. Immerhin sei die Einkommensschere 2016 nicht mehr weiter auseinandergegangen. 72 Prozent der Erwerbstätigen zeigen sich mit ihrer Arbeitssituation zufrieden. EU-weit an vierter Stelle liegt Österreich beim Bruttoinlandsprodukt
(BIP) pro Kopf. Nur die Wohnkosten sind ein häufiges Problem: Für 7,1 Prozent der Bevölkerung übersteigen die Ausgaben dafür 40 Prozent des Haushaltseinkommens, dieser Anteil hat sich seit 2008 um einen Prozentpunkt erhöht.
Erfreuliche Daten liefert diese Studie zum Thema Gesundheit: Österreich verzeichnet einen starken Rückgang bei der Sterblichkeit durch nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Probleme. Im Umweltbereich ist die Feinstaubbelastung gesunken und der Anteil der Bioflächen gestiegen. Österreich weist aber einen der höchsten Pro-KopfVerbrauche von Energie in Europa auf. Auch im Verkehrsbe- reich zeigen sich vorwiegend negative Entwicklungen. Wie sich die Zufriedenheit im Land entwickeln wird? Das können die Studienautoren nicht sagen: „Wir bewerten die zurückliegende Entwicklung und wissen nicht, wie es morgen wird.“
Was also macht uns längerfristig zufrieden? Die Wissenschaft hat eine Antwort: „Dazu brauchen wir andere Menschen, Liebe und Aktivitäten“, sagt Alfred Endl, klinischer Psychologe aus Graz. Dass Geld zufriedener macht, sei ein Irrtum. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Lottogewinner nur drei bis vier Monate besser fühlen. Warum das so ist? „Weil wir nicht in der Lage sind, Geld so zu verwenden, dass es uns glücklicher macht“, sagt Endl.