KÄRNTNER DES TAGES
Herwig Turk aus St. Veit macht den Tagliamento-Fluss, den viele nur vom Wegsehen kennen, zum Kunstobjekt.
Herwig Turk macht den Tagliamento-Fluss zum Kunstobjekt.
Wer von Künstlern originelle Antworten erwartet, wird von Herwig Turk nicht enttäuscht. Warum er seinen Geburtsort St. Veit verließ, erklärt er mit einem Zitat des Musikers Lou Reed: „Eine Kleinstadt ist immer dazu gut, dass man weggeht.“
Er zog nach Wien und studierte an der Universität für Angewandte Kunst. Schnell merkte er, dass Kunst mehr ist als „Phantastischer Realismus“und „Art Club“. Erst wollte er – wie sein Vater – Zeichenlehrer werden. Stattdessen packte ihn die Kunst. „Obwohl Künstler als Beruf in meinem Pass stand und ich Künstlersozialversicherung bezahlte, hatte ich lange Hemmungen, mich so zu nennen.“
Im Studium lernte er Kreative aus vielen Ländern kennen. Er machte Ausstellungen, organisierte Video-Festivals, war in verschiedenen Künstlergruppen aktiv.
Im Jahr 2000 übersiedelte er mit seiner heutigen Frau für mehrere Jahre nach Lissabon, wo ihr Sohn zur Welt kam.
„Lehrer“wurde er schließlich doch noch: Seit ein paar Jahren arbeitet er 20 Wochenstunden als „Senior Artist“an seiner früheren Uni.
Die Kunst des 54-Jährigen umfasst Bilder, Fotos, Objekte, Vorträge, Lehrtätigkeit und „künstlerische Forschung, bei der man nicht genau weiß, wohin es geht“. Dazu gehören Experimente mit Molekularbiologen in Portugal oder Immunologie-Medizinern in Amsterdam. „In dem Fall interessiert mich die Übergangssituation, wie man auf körperfremde Substanzen reagiert.“
Überhaupt sind es „Übergänge“, und „Störungszonen“, die Turk faszinieren. Ob das in der Salzwüste von Utah ist, beim monströsen DreiSchluchten-Stausee in China oder beim vermeintlich idyllisch-eintönigen Alpenflussbett des Tagliamento, den viele Kärntner nur von der Autobahn nach Italien kennen: „Mich interessieren radikale Landschaften, die zu lesen man erst lernen muss.“Zwei Jahre hat er den Fluss erforscht und dokumentiert und mit Anrainer gesprochen. Wie bei allen seinen Kunstaktivitäten geht es ihm um „Neugierde – und darum, eine andere Sichtweise auf die Welt zu ermöglichen“. Dazu bietet die neue UNIKUM-Ausstellung eine weitere fruchtbare Gelegenheit.
Ausstellung: Herwig Turk „Unstable Ground“, Raum für Fotografie, Klagenfurt, St. Ruprechter Str. 10; Vernissage: 15. November, 19 Uhr. Öffnungszeit unter www.unikum.ac.at