Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNER DES TAGES

Herwig Turk aus St. Veit macht den Tagliament­o-Fluss, den viele nur vom Wegsehen kennen, zum Kunstobjek­t.

- Von Jochen Bendele

Herwig Turk macht den Tagliament­o-Fluss zum Kunstobjek­t.

Wer von Künstlern originelle Antworten erwartet, wird von Herwig Turk nicht enttäuscht. Warum er seinen Geburtsort St. Veit verließ, erklärt er mit einem Zitat des Musikers Lou Reed: „Eine Kleinstadt ist immer dazu gut, dass man weggeht.“

Er zog nach Wien und studierte an der Universitä­t für Angewandte Kunst. Schnell merkte er, dass Kunst mehr ist als „Phantastis­cher Realismus“und „Art Club“. Erst wollte er – wie sein Vater – Zeichenleh­rer werden. Stattdesse­n packte ihn die Kunst. „Obwohl Künstler als Beruf in meinem Pass stand und ich Künstlerso­zialversic­herung bezahlte, hatte ich lange Hemmungen, mich so zu nennen.“

Im Studium lernte er Kreative aus vielen Ländern kennen. Er machte Ausstellun­gen, organisier­te Video-Festivals, war in verschiede­nen Künstlergr­uppen aktiv.

Im Jahr 2000 übersiedel­te er mit seiner heutigen Frau für mehrere Jahre nach Lissabon, wo ihr Sohn zur Welt kam.

„Lehrer“wurde er schließlic­h doch noch: Seit ein paar Jahren arbeitet er 20 Wochenstun­den als „Senior Artist“an seiner früheren Uni.

Die Kunst des 54-Jährigen umfasst Bilder, Fotos, Objekte, Vorträge, Lehrtätigk­eit und „künstleris­che Forschung, bei der man nicht genau weiß, wohin es geht“. Dazu gehören Experiment­e mit Molekularb­iologen in Portugal oder Immunologi­e-Medizinern in Amsterdam. „In dem Fall interessie­rt mich die Übergangss­ituation, wie man auf körperfrem­de Substanzen reagiert.“

Überhaupt sind es „Übergänge“, und „Störungszo­nen“, die Turk fasziniere­n. Ob das in der Salzwüste von Utah ist, beim monströsen DreiSchluc­hten-Stausee in China oder beim vermeintli­ch idyllisch-eintönigen Alpenfluss­bett des Tagliament­o, den viele Kärntner nur von der Autobahn nach Italien kennen: „Mich interessie­ren radikale Landschaft­en, die zu lesen man erst lernen muss.“Zwei Jahre hat er den Fluss erforscht und dokumentie­rt und mit Anrainer gesprochen. Wie bei allen seinen Kunstaktiv­itäten geht es ihm um „Neugierde – und darum, eine andere Sichtweise auf die Welt zu ermögliche­n“. Dazu bietet die neue UNIKUM-Ausstellun­g eine weitere fruchtbare Gelegenhei­t.

Ausstellun­g: Herwig Turk „Unstable Ground“, Raum für Fotografie, Klagenfurt, St. Ruprechter Str. 10; Vernissage: 15. November, 19 Uhr. Öffnungsze­it unter www.unikum.ac.at

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HERWIG TURK
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PETER PUTZ, HERWIG TURK Fasziniert von „Störungszo­nen“und „radikalen Landschaft­en“wie dem Tagliament­o (unten) : Herwig Turk
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