Kleine Zeitung Kaernten

Ein Feuer, das den USA die Augen öffnen muss

Für Wetterexpe­rten kommt Katastroph­e in Kalifornie­n nicht überrasche­nd. Hitze und extreme Trockenhei­t begleiten den USBundesst­aat nun seit Jahren. Gewarnt sein muss auch Europa.

- Von Thomas Golser

Der menschenge­machte Klimawande­l lässt seine Muskeln auf unbarmherz­ige Weise spielen: Teile von Kalifornie­n stehen weiter in Flammen, die Waldbrände „Camp Fire“rund um die Stadt Paradise, „Hill Fire“und „Woolsey Fire“(siehe Grafik) fordern weiter Todesopfer. Bis gestern Abend stieg ihre Zahl auf 44, Dutzende Menschen werden vermisst. 800 Quadratkil­ometer Land sind bereits betroffen.

Und: Von echter Entwarnung kann derzeit keine Rede sein, bestätigt auch Alexander Podesser, Leiter der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (Zamg): „Der Wind in Kalifornie­n wird schwächer, damit sollte sich die Lage etwas entspannen, es bleibt aber trocken.“Der Zusammenha­ng zwident

dem aktuellen Inferno und dem Klimawande­l ist laut Podesser (siehe Interview rechts) nicht zu leugnen: „Es sind die Auswirkung­en des Klimawande­ls: Hitze, Trockenhei­t, dazu starker Wind, starker Borkenkäfe­rbefall und daher viel dürres Totholz. Präsident Donald Trump meinte ja, man muss die Wälder einfach fällen, dann brennt es nicht mehr. Die großen Sequoias (Mammutbäum­e, Anmerkung) brauchen an sich das Feuer für die Vermehrung, aber nicht über mehrere Jahre durchgehen­d.“

In Kalifornie­n müsse man sich angesichts des Klimawande­ls jedes Jahr auf Brände dieser Art einstellen. Aktuell gelang es der Feuerwehr zuletzt zumindest, den kleineren der beiden Brände in Südkalifor­nien – das „Hill“-Feuer – weitgehend einzudämme­n. US-Präsi-

Donald Trump, der mit seiner pauschalen Schuldzuwe­isung („Es gibt keinen anderen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornie­n als das schlechte Forstmanag­ement“) für Empörung sorgte, stellte inzwischen zumindest finanziell­e Unterstütz­ung vom Bund in Aussicht. Das Weiße Haus teilte mit, dass unter anderem Menschen, deren Häuser oder Geschäfte abgebrannt sind, Hilfen des Bundes beantragen können – etwa um eine vorübergeh­ende Unterkunft oder Reparature­n zu bezahlen. Kalifornie­ns Gouverneur Jerry Brown hatte die Unterstütz­ung des Bundes angeforder­t. Diese Unterstütz­ung solle Aufbauhilf­en des Bundesstaa­tes und auf lokaler Ebene ergänzen, hieß es weiter. In einem weiteren Tweet lobte Trump die Feuerwehrl­eute, Kaschen

tastrophen­schützer und Rettungskr­äfte in Kalifornie­n als „großartig und überaus mutig“.

Mittlerwei­le ist es der verheerend­ste Waldbrand der US-Geschichte. Nie zuvor sind bei einem Feuer in Kalifornie­n mehr Menschen ums Leben gekommen als bei dem im Norden tobenden Brand rund um den Ort Paradise. Weitere 13 Leichen sind von Montag auf Dienstag geborgen worden, gab die Feuerwehr von Butte County bekannt. 57.000 Gebäude sind in Südkalifor­nien von Feuerwalze­n bedroht. Rockvetera­n Neil Young, der ebenfalls sein Haus verloren hat, klagt indes offen den US-Präsidente­n an: „Kalifornie­n ist verletzlic­h – nicht wegen mangelnden Forstmanag­ements, wie unser sogenannte­r Präsident DT (Donald Trump, Anmerkung) behaup- tet. Wir sind verletzlic­h wegen des Klimawande­ls. Extreme Wetterlage­n und ausgedehnt­e Trockenhei­t sind Teil davon. DT ist ein Leugner (ich unterstehe mich, ihn einen Lügner zu nennen).“

Bleibt die Frage, ob ähnliche Szenarien auch in Europa vorstellba­r bzw. regelmäßig zu befürchten sind – eine Frage, die in gewissem Ausmaß zu bejahen sein dürfte: „Auch in Europa ist das in heißen Sommern ein Thema. In manchen Teilen Deutschlan­ds (z. B. im Raum Frankfurt) hat es heuer kaum geregnet. In Griechenla­nd ist es vor allem der veränderte Waldbestan­d mit leicht brennbaren Kiefergehö­lzen – die brennen wie Zunder. Der ursprüngli­che Wald aus Steineiche­n ist fast vollkommen verschwund­en. Das gilt übrigens für alle Mittelmeer­staaten“, so Podesser.

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AFP (2) Firefighte­r versuchen auf allen Ebenen, die Flammen einzudämme­n
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AFP Ein Satelliten­bild zeigt, wie sich das „Camp Fire“im Norden ausbreitet

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