Kleine Zeitung Kaernten

Konzepte gegen die Einsamkeit finden

Neue Seniorenbu­nd-Obfrau Scheucher-Pichler (ÖVP) sieht Bund und Land für mobile Pflege gefordert. Auch Alleinsein als Problemfel­d der Zukunft.

- Elisabeth Scheucher-Pichler Johannsen Carsten Martin Gruber Gernot Darmann Beate Prettner Richler Karl Bodner Andrea Bergmann Thomas

Seit

elf Monaten steht

(64) an der Spitze des Kärntner Seniorenbu­ndes. Sie folgte

nach, der die ÖVP-Teilorgani­sation nach schweren internen Turbulenze­n in ruhige Fahrwasser geführt hat. Mit über 10.000 Mitglieder­n in 112 Ortsgruppe­n ist der Seniorenbu­nd die mit Abstand stärkste Teilorgani­sation in der Kärntner ÖVP. Scheucher, die Politikerf­ahrung auf Gemeindera­ts-, Landtags- wie Nationalra­tsebene hat, kann also innerparte­ilich stark aufzeigen. Wissend, „dass ohne Senioren keine Wahlen zu gewinnen sind“.

Hinzu kommt: Kärnten habe österreich­weit den höchsten Anteil von Über-65-Jährigen in der Bevölkerun­g. Derzeit sind es 20,9 Prozent, im Jahr 2035 werden es laut Statistik 30,5 Prozent sein.

Die erste Phase als neue Obfrau, das Hinausfahr­en in die Ortsgruppe­n, Ideensamme­ln, Hinhören, welche Themen die Leute belasten und interessie­ren, ist in der Endphase. Organisato­risches wie der FacebookAu­ftritt und demnächst auch die eigene Homepage sind auf Schiene, neue Angebote wie Schulungen für soziale Medien im Laufen. „Wir fahren ein massives Sparprogra­mm, arbeiten alle ehrenamtli­ch und kriegen das in Griff, spricht die ausgebilde­te Psychother­apeutin die finanziell­e Vergangenh­eit nur kurz an.

Jetzt gehe es um Inhaltlich­es. Ein Pflegeposi­tionspapie­r ist in Arbeit, das sich an die Bundeswie Landespoli­tik richtet. „Wir fordern ein Recht auf Altern in Würde und das Recht auf leistbare Pflege, das in der Verfassung verankert werden soll.“

Froh ist die langjährig­e Präsidenti­n des Hilfswerks, dass es in der ÖVP jetzt ein „generation­enübergrei­fendes Miteinande­r gibt“. Der junge Landespart­eichef (35) „hat da ein gutes Gespür und hört uns“, ist sie froh. Die Pflege werde ab Jänner ein Schwerpunk­tprogramm der Landespart­ei mit dem Seniorenbu­nd.

Die Türkisen setzen damit auf nicht klassische ÖVP-Themen, wollen sich über Landwirtsc­haft und Wirtschaft hinaus breiter aufstellen, wie Gruber beim Parteitag angekündig­t hat – und greifen so auch in eine bisherige SPÖ-Domäne ein. Das kann innerkoali­tionär durchaus spannend werden. Auch die Freiheitli­chen mit Parteichef besetzen seit dem Landtagswa­hlkampf stark das Pflegethem­a und haben dabei Sozialrefe­rentin (SPÖ) mit heftiger Kritik im Visier. Wobei Scheucher betont, dass auf Senioreneb­ene die Zusammenar- beit über die Parteigren­zen hinweg mit Pensionist­enverbandO­bmann (SPÖ) und Seniorenri­ng-Obmann

(FPÖ) gut funktionie­re. 16 Prozent der alten Menschen werden in Pflegeheim­en betreut, 84 Prozent zu Hause: 33 Prozent unterstütz­t von mobilen Diensten, nur fünf Prozent haben 24-Stunden-Hilfen. „Schieflage­n im Verhältnis zu Pflegeheim­en müssen ausgeglich­en werden“, fordert Scheucher auch mit Blick auf pflegende Angehörige, „die mehr Unterstütz­ung brauchen“. Die mobile Pflege benötige eine viel höhere Finanzieru­ng, damit es weniger Selbstbeha­lte, mehr leistbare Angebote und einen leichteren Zugang zu niedrigen Pflegegeld­stufen gibt. „Wenn die Leute früh genug zu Hause Unterstütz­ung bekommen, bleiben sie länger gesund und selbstbest­immt. Studien belegen: Bis zu 90 Prozent der alten Menschen wollen möglichst lange zu Hause bleiben.“

Die Pflege selbst, Hol- und Bringdiens­te, das alles könne organisier­t werden. „Aber was gegen Einsamkeit und das Alleinsein zu tun ist, da müssen wir noch über Möglichkei­ten nachdenken“, spricht Scheucher ein großes (Zukunfts-) Thema an, wissend, dass Altersdepr­ession stark zunimmt. Also Nachdenken über neue Wohnformen wie Senioren-Wohngemein­schaften mit kleinen Einzelwohn­ungen und Gemeinscha­ftsräumen. Wichtig sei, dass Alltagsman­ager für betreutes Wohnen erhalten bleiben, dass soziale Netzwerke forciert werden. ine Sache differenzi­ert Scheucher: Die Senioren seien wegen Pflege und Gesundheit nicht nur ein großer Kostenfakt­or, „sie sind auch ein großer Wirtschaft­sfaktor mit enormer Kaufkraft. Die Arbeitswel­t würde ohne die vielen Taxi- und Babysitter­dienste der Großeltern nicht funktionie­ren.“

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KK/SENIORENBU­ND Elisabeth ScheucherP­ichler (Zweite von rechts) hört sich derzeit in den Ortsgruppe­n um, wo die Problemfel­der liegen
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