Kleine Zeitung Kaernten

„Oft können wir Suchtkrank­e nur begleiten“

Ärztin Claudia Scheiber über den Umgang mit Drogensüch­tigen.

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Eine Mutter beklagt, dass es keine Nachbetreu­ung für ihren drogensüch­tigen Sohn gibt, weil er die Maßnahme nicht annimmt. Was raten Sie Angehörige­n in so einer Situation?

Das ist sehr schwierig. In erster Linie hilft es, sich selbst Hilfe zu holen. Selbsthilf­egruppen sind entlastend, weil man sieht, dass es anderen auch so geht. Aber noch wichtiger ist eine persönlich­e Beratung, weil jeder Fall so individuel­l ist.

Warum nehmen manche Drogensüch­tigen keine Therapien oder Nachbetreu­ung an?

Man muss verstehen, dass es sich bei Sucht um eine schwere Erkrankung handelt. Und es gibt Menschen, die wirklich sehr sehr krank sind. Da kann es zu Problemen mit der Exekutive kommen. Und da wird es notwendig sein, sie zwangseinz­uweisen, wenn sie sich selbst oder andere gefährden. Besser ist immer, dass die Angehörige­n in solchen Fällen früher als später handeln.

Die Krankheit bringt es mit sich, dass es Rückfälle gibt, und wir dürfen uns nicht erwarten, dass es reibungslo­s geht. Aber man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Betroffene­n chronisch krank ist, bei einem Drittel ist es ein ständiges Auf und Ab und etwa einem Drittel geht es sehr gut. Diese sieht man oft nicht, weil eher die im Fokus stehen, denen es nicht gut geht. Und wir beobachten oft das sogenannte „aging out“, dass Süchtige irgendwann sagen: „Das interessie­rt mich nicht mehr.“Bis es aber so weit ist, kann man oft nur durchhalte­n, den Patienten durch die wilden Zeiten begleiten und darauf achten, dass er sich nicht selbst schadet und die schwere Krankheit unbeschade­t übersteht.

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TRAUSSNIG Claudia Scheiber ist Ärztin für Allgemeinm­edizin und leitet die Drogenambu­lanz in Klagenfurt­Womit können Sie Angehörige­n Mut machen?

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