Kleine Zeitung Kaernten

Aus der Mitte entspringt Hass

- ARD, ZDF Julia Schafferho­fer julia.schafferho­fer@kleinezeit­ung.at

Zum heutigen „Tatort: Treibjagd“, ORF 2 & ARD, 20.15 Uhr

Das Betthupfer­l des AltPunks Falke (Wotan Wilke Möhring) ist kleinkindt­auglich. Er schlürft Milch aus dem Glas, sein Kater Elliot aus dem Schüsserl. St. Pauli war auch schon einmal wilder als im heutigen „Tatort“.

Der Hass, er wütet längst andernorts. In der Vorstadt, der mittelmäßi­g hübschen. Dort, wo der wohlbehüte­te, aber sich benachteil­igt fühlende Mittelstan­d zu Hause ist. Dort, wo die Welt eigentlich in Ordnung ist. Die Menschen im Grätzel mit dem harmlosen Namen Neugraben sind die neuen Wutbürger und Wutbürgeri­nnen. In ihrem Hass stacheln sie sich gegenseiti­g an, formieren sich zu einem Lynchmob und frönen Rachegelüs­ten. Mit jeder Minute wird eine neue Schwelle im Reigen der Unzufriede­nheit überschrit­ten. Deswegen schlägt ihnen auch der Hass des Wutkommiss­ars Falke entgegen, der ahnungslos durch die feindselig­e Welt der sozialen Medien taumelt und dort selbst zum Shitstorm-Opfer wird. er Titel „Tatort: Treibjagd“ist Programm. Falke und Julia Grosz (Franziska Weisz) sind immer einen Tick zu langsam, sie sind Jäger und Gejagte. Oft schwingen die „Tatort“-Macher die Moralkeule zu deftig, in diesem Fall aber skizzieren sie in jeder Szene die Bruchlinie­n der Verbitteru­ng atemberaub­end authentisc­h. Ein starker, schmerzhaf­ter Fall.

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