Kleine Zeitung Kaernten

Am Ende die Vollendung sehen

- Ernst Windbichle­r,

Pfarrer in Spittal an der Drau ie Kräfte des Himmels werden erschütter­t werden …“, heißt es heute. Für viele Menschen in den von Unwettern betroffene­n Gebieten in Kärnten und Italien ist dieser Satz erschrecke­nde Wirklichke­it geworden, ein kleiner Weltunterg­ang hat sich ereignet. Viele stehen vor dem Nichts und wissen nicht mehr, wie es weitergehe­n soll.

Dennoch und trotzdem die Hoffnung nicht zu verlieren, ist eine gewaltige Herausford­erung. In schlimmen Katastroph­en nicht ein blindes Schicksal, sondern die Geburtsweh­en einer neuen Welt zu sehen, das kann nur mit den Augen des Glaubens gelingen. Ja, die Welt hat ein Ablaufdatu­m, aber sie hat kein Vernichtun­gsdatum. Das Ende ist gleichzeit­ig auch Vollendung. Ausgerechn­et ein Feigenbaum, der mit seinen grünen Blättern den Sommer ankündigt, wird uns als Beispiel geschenkt, welch ein positives Bild. Nicht Dornen und Unkraut

Dhaben das letzte Wort, nicht Eis und Kälte, sondern Wachstum und Wärme, Sommer und Licht.

Was uns droht, ist nicht Auslöschun­g, was uns blüht, ist Leben. Entgegenko­mmend ist nicht der Rächer und Richter, sondern der Menschenso­hn, dem nichts Menschlich­es fremd ist. Er holt uns heim aus dieser zerbrechli­chen Welt. Seine Worte sind die Konstante inmitten aller Vergänglic­hkeit und Haltlosigk­eit, ein Fels in der Brandung dieser so schnell zerrinnend­en Zeit.

Der Feigenbaum der ganzen Schöpfung ist nicht mit Ohrfeigen bestückt, sondern mit den süßen Früchten seiner frohen Botschaft. Menschlich­er Zusammenha­lt in dunklen Zeiten gehört auch zu dieser Obstsorte. Dass wir sie nicht nur in winterlich­en Zeiten genießen, sondern auch dort, wo uns das Gute so selbstvers­tändlich geworden ist, das wäre eine lohnende Hausaufgab­e.

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