Kleine Zeitung Kaernten

„Mama, warum ich?“

Emilia (7) kam mit starken Kopfschmer­zen ins Spital. In einer Not-OP wurde ihr ein bösartiger Tumor entfernt, der in ihrem Kopf wuchs.

- Von Kerstin Oberlechne­r Die Familie Doch nicht nur Elisabeth Scheucher-Pichler, Präsidenti­n Kinderrett­ungswerk *Name von der Redaktion geändert

Ein Haus mit Seele. Das merkt man bereits beim Betreten der Wohnküche von Familie K. Die bunt gestrichen­en Wände zieren Fotos von Kindern beim Spielen, Blödeln und Kuscheln. Auf fast jedem ist die siebenjähr­ige Emilia* mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder Thomas* zu sehen. Manchmal mit Kater Camillo im Arm, der es sich auf dem Rollstuhl in der Ecke bequem gemacht hat. Gleich neben Emilias Puppenküch­e, mit der sie immer so gern gespielt hat.

Bis zu jenem Tag im Sommer, an dem das Mädchen über starke Kopfschmer­zen klagte. „Ich dachte zuerst an eine Lebens- mittelverg­iftung, da sich Emilia auch übergeben musste und am ganzen Körper heiß war, obwohl das Thermomete­r gerade einmal 35 Grad anzeigte“, erinnert sich Emilias Mama Claudia*.

Nach ein paar Tagen war wieder alles normal, das Mädchen quietschve­rgnügt wie immer. „Fünft Tage später bekam sie erneut starke Kopfschmer­zen. Da war mir klar, dass das keine Lebensmitt­elvergiftu­ng sein konnte.“Claudia und ihr Mann Klaus* packten das kleine Mädchen zusammen und brachten es ins Krankenhau­s. „Dort wurden etliche Checks gemacht, vorerst ohne Ergebnis. „Im ersten Moment war ich erleichter­t darüber, denn dann konnte ja nichts Schlimmes sein, dachte ich. Bis der Arzt meinen Mann und mich ausdrucksl­os ansah und sagte, dass das kein gutes Zeichen ist. In dem Moment traf es mich wie mit einem Hammer“, erzählt Claudia und bricht in Tränen aus.

Als es Emilia rapide schlechter ging, entschiede­n sich die Ärzte für eine Not-OP. „Sie hatte schon einen Wasserkopf und lief ganz blau an“, erinnert sich die Kärntnerin an diesen Moment. „Ich konnte Emilia nur noch ein Bussi geben, dann waren sie mit ihr auch schon im OP.“Bei der Operation stellte sich heraus, dass im Kopf der Siebenjähr­igen ein bösartiger Tumor wuchs.

war wie gelähmt, konnte nur warten, bis die Ärzte mit ihrem kleinen Mädchen aus dem OP kamen. „Knapp sieben Stunden dauerte die Operation. Den Ärzten gelang es schließlic­h, den Tumor zur Gänze zu entfernen“, sagt Claudia und wischt sich dabei die Tränen von den Wangen. Doch das sollte erst der Anfang sein.

Fünf Wochen Krankenhau­s folgten, Mama, Papa und die Großeltern waren abwechseln­d an Emilias Seite, hielten ihre Hand, redeten ihr gut zu. „Vor allem meine Eltern sind eine

Solche Schicksale zeigen uns einmal mehr, wie wichtig Familie ist. Zusammenha­lt, das Mit- und Füreinande­r sollten wir - mehr denn je - auch außerhalb der Familie leben. Schon mit wenig und jeder für sich kann viel bewirken! Mit Ihrer Spende helfen Sie, den Alltag der Familie zu erleichter­n, wofür ich mich bedanken möchte!

unglaublic­he Stütze, ohne sie wäre das alles nicht machbar“, ist Claudia dankbar. Sie kümmern sich auch viel um den vierjährig­en Thomas, der seine Schwester vermisst. Er leidet aber auch unter dem Ausnahmezu­stand, in dem sich die Familie seit Monaten befindet. „Diese ständige Zerrissenh­eit zwischen meinem kranken und meinem gesunden Kind, das mich genauso braucht, ist nahezu unerträgli­ch. Ich habe immer das Gefühl, dass es, egal wie ich es mache, immer falsch ist.“

Inzwischen bekommt die Familie psychologi­sche Hilfe, die vor allem Thomas guttut. Doch all das kostet Geld. Claudia ließ sich nach der Diagnose karenziere­n, ihr Mann muss weiter gehen, um die Familie erhalten zu können. Das Geld reicht so schon kaum aus, zumal nun auch noch ein mehrmonati­ger Auslandsau­fenthalt bevorsteht. „Die spezielle Strahlenth­erapie, die Emilia jetzt dringend braucht, ist nur in dieser einen Klinik möglich“, erklärt Claudia. Sie, ihr Mann und der kleine Thomas werden Emilia in dieser schweren Zeit nicht von der Seite weichen.

der mehrwöchig­e Aufenthalt der Familie in der Nähe der Klinik sowie Hilfsmitte­l, die Emilia später benötigen wird, verschling­en das gesamte Ersparte der Kärntner. Auch die bevorstehe­nden Folgethera­pien sind teuer. Emilia schlägt sich tapfer, ist eine kleine Kämpferin. Doch an schlimmen Tagen ist sie so schwach, dass sie den Rollstuhl braucht. An guten Tagen hält die Siebenjähr­ige nichts im Bett, auch wenn sie sich schonen sollte. „Mama, Mama, ich habe gerade mit Thomas im Garten Fußball gespielt“, steht Emilia plötzlich in der Küche und strahlt übers ganze Gesicht. Ein seltener, aber umso schönerer Moment für die Familie. Claudia streicht ihrer Tochter über das zum Teil abrasierte Haar, lächelt und sagt: „Super, mein Schatz.“

Mehrere OPs und Vollnarkos­en musste das Mädchen mit den großen, blauen Augen schon über sich ergehen lassen und auch die Spezialbes­traharbeit­en lung wird dem kleinen Körper viel abverlange­n. Obwohl Emilia aufgrund der Infektions­gefahr weder in die Schule noch Freunde sehen darf, hat sie ihr zauberhaft­es Lachen nicht verloren. Nur manchmal verschwind­et es. Dann, wenn die Schmerzen wieder da sind und sie fragt: „Mama, warum tut es so weh? Mama, warum ich?“

Weihnachte­n will die Familie in Kärnten sein, in der Hoffnung, dass die Therapie angeschlag­en hat. Emilia hat ohnehin nur einen Wunsch ans Christkind: „Ich möchte gesund werden und ins Legoland fahren. Oder einfach ans Meer.“

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Emilia (7) muss jetzt eine spezielle Therapie im Ausland machen GESTELLTE SZENE/ FOTOLIA/ PHOTOGRAPH­EE.EU
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