Kleine Zeitung Kaernten

Kampf gegen Mobbing: Schüler helfen Schülern

Damit aus einem Streit in der Klasse kein ernsthafte­s Mobbing wird, gibt es an über 20 Kärntner Schulen Peer-Mediatoren – Schüler, die auf Konfliktlö­sung geschult werden.

- Von Nicole Kari Die Buddys

Nach einem Streit wird ein Foto aus der Umkleideka­bine einfach über soziale Medien öffentlich geteilt. Es ist eine unüberlegt­e Streithand­lung mit Folgen. Derartige Szenarien sind an Schulen keine Seltenheit.

„Österreich­weite Erhebungen haben gezeigt, dass jeder fünfte Schüler mit Mobbing konfrontie­rt ist. Über ein Drittel der Schüler sagte, an Mobbing von Mitschüler­n beteiligt gewesen zu sein“, zitiert Anna Maria Gabalier, Schulmedia­torin beim Landesschu­lrat für Kärnten, eine OSZE-Studie.

Damit Mobbing-Vorfälle keine psychische­n Auswirkung­en haben, muss das Feuer im Keim erstickt werden. Prävention­sareingesc­haltet“, beit heißt das Zauberwort. Und zwar schon beim kleinsten Konflikt, denn es sind die unscheinba­ren Probleme, die Kinder oftmals schon zu Tränen rühren.

Aus diesem Grund wurde das Projekt BuddyGuard am Bundesreal­gymnasium (BRG) in Spittal ins Leben gerufen. „Jeder Erstklassl­er bekommt an unserer Schule einen Oberstufen­schüler als Buddy (Anmerkung: Buddy kommt aus dem Englischen und bedeutet Kumpel) zur Seite gestellt. Dieser hilft in der Eingewöhnu­ngsphase und steht mit Rat und Tat zur Seite“, schildern die Professori­nnen Manuela Kapeller und Martina Brunner. Sie bilden mit den Kollegen David Pontasch, Hans Lassnig-Walder und Monika Rindler die BRG-Schüler

zu Peer-Mediatoren aus. Derzeit sind 62 Oberstufen­schüler als Mediatoren, alias „Buddys“, im Einsatz. Sie machen Pausenaufs­icht, lösen Konflikte und geben kumpelhaft­e Tipps, die den Schulallta­g erleichter­n.

Die Mission der 14- bis 18-Jährigen heißt, alles zu tun, damit Mobbing an der Schule erst gar nicht passiert. „Wenn es einen konkreten Fall gibt, werden sofort die zuständige­n Experten

erzählen die Professore­n. Sie wollen mit dieser Initiative Schüler und Eltern gleicherma­ßen für dieses Thema sensibilis­ieren.

im BRG Spittal erhalten mit dem Maturazeug­nis ein Mediations­zertifikat. Für sie ist es mehr, als ein Nachweis über rund 70 freiwillig geleistete Stunden. „Es ist Persönlich­keitsbildu­ng. Zu Beginn war ich

mit meiner Aufgabe als Konfliktlö­ser überforder­t. Das ist jetzt kein Problem mehr für mich“, erzählt Schüler Paul Traschitzk­er. Der Umgang miteinande­r hat sich verändert. Buddy Anna Mayer: „Wir achten mehr darauf, wie wir kommunizie­ren.“Das Projekt hat die Jugendlich­en noch selbstbewu­sster gemacht. Schülerin Anna Gritzner singt nun ihr Solo beim Chorauftri­tt noch souve- räner, Zerina Korac geht mit Konflikten bei ihr zu Hause besser um. Das Projekt lehrt Teamgeist. „Das ist es, was wir fürs Leben lernen“, sind sich die Schüler einig.

Es gibt in Kärnten über 20 Schulen, in denen Kinder zu Peer-Mediatoren, wie im beispielge­benden BuddyGuard­Projekt, ausgebilde­t werden. Die Pädagogisc­he Hochschule Kärnten bietet für Schüler und Pädagogen entspreche­nde Ausbildung­en an. Interessie­rte können sich an die Schulmedia­tionsstell­e beim Landesschu­lrat für Kärnten wenden (siehe Infokasten). Dort gibt es Beratung und Unterstütz­ung bei der Umsetzung solcher Schulprogr­amme. In allen Bezirken werden Fortbildun­gen angeboten. Eine Mobbing-Fibel steht unter www.kija.ktn.gv.at in der Rubrik Info zum Download bereit.

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KK/FOTOLIA Jeder MobbingFal­l ist einer zu viel. Prävention­sarbeit ist gefragt, um Schüler zu schützen
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KARI (2) Wenn die Erstklassl­er im BRG Spittal streiten, sind die Buddys zur Stelle (Szene nachgestel­lt)
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Die Pädagogen Kapeller, Brunner, Lassnig-Walder und Rindler begleiten die Buddys bei der Arbeit

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