Kampf gegen Mobbing: Schüler helfen Schülern
Damit aus einem Streit in der Klasse kein ernsthaftes Mobbing wird, gibt es an über 20 Kärntner Schulen Peer-Mediatoren – Schüler, die auf Konfliktlösung geschult werden.
Nach einem Streit wird ein Foto aus der Umkleidekabine einfach über soziale Medien öffentlich geteilt. Es ist eine unüberlegte Streithandlung mit Folgen. Derartige Szenarien sind an Schulen keine Seltenheit.
„Österreichweite Erhebungen haben gezeigt, dass jeder fünfte Schüler mit Mobbing konfrontiert ist. Über ein Drittel der Schüler sagte, an Mobbing von Mitschülern beteiligt gewesen zu sein“, zitiert Anna Maria Gabalier, Schulmediatorin beim Landesschulrat für Kärnten, eine OSZE-Studie.
Damit Mobbing-Vorfälle keine psychischen Auswirkungen haben, muss das Feuer im Keim erstickt werden. Präventionsareingeschaltet“, beit heißt das Zauberwort. Und zwar schon beim kleinsten Konflikt, denn es sind die unscheinbaren Probleme, die Kinder oftmals schon zu Tränen rühren.
Aus diesem Grund wurde das Projekt BuddyGuard am Bundesrealgymnasium (BRG) in Spittal ins Leben gerufen. „Jeder Erstklassler bekommt an unserer Schule einen Oberstufenschüler als Buddy (Anmerkung: Buddy kommt aus dem Englischen und bedeutet Kumpel) zur Seite gestellt. Dieser hilft in der Eingewöhnungsphase und steht mit Rat und Tat zur Seite“, schildern die Professorinnen Manuela Kapeller und Martina Brunner. Sie bilden mit den Kollegen David Pontasch, Hans Lassnig-Walder und Monika Rindler die BRG-Schüler
zu Peer-Mediatoren aus. Derzeit sind 62 Oberstufenschüler als Mediatoren, alias „Buddys“, im Einsatz. Sie machen Pausenaufsicht, lösen Konflikte und geben kumpelhafte Tipps, die den Schulalltag erleichtern.
Die Mission der 14- bis 18-Jährigen heißt, alles zu tun, damit Mobbing an der Schule erst gar nicht passiert. „Wenn es einen konkreten Fall gibt, werden sofort die zuständigen Experten
erzählen die Professoren. Sie wollen mit dieser Initiative Schüler und Eltern gleichermaßen für dieses Thema sensibilisieren.
im BRG Spittal erhalten mit dem Maturazeugnis ein Mediationszertifikat. Für sie ist es mehr, als ein Nachweis über rund 70 freiwillig geleistete Stunden. „Es ist Persönlichkeitsbildung. Zu Beginn war ich
mit meiner Aufgabe als Konfliktlöser überfordert. Das ist jetzt kein Problem mehr für mich“, erzählt Schüler Paul Traschitzker. Der Umgang miteinander hat sich verändert. Buddy Anna Mayer: „Wir achten mehr darauf, wie wir kommunizieren.“Das Projekt hat die Jugendlichen noch selbstbewusster gemacht. Schülerin Anna Gritzner singt nun ihr Solo beim Chorauftritt noch souve- räner, Zerina Korac geht mit Konflikten bei ihr zu Hause besser um. Das Projekt lehrt Teamgeist. „Das ist es, was wir fürs Leben lernen“, sind sich die Schüler einig.
Es gibt in Kärnten über 20 Schulen, in denen Kinder zu Peer-Mediatoren, wie im beispielgebenden BuddyGuardProjekt, ausgebildet werden. Die Pädagogische Hochschule Kärnten bietet für Schüler und Pädagogen entsprechende Ausbildungen an. Interessierte können sich an die Schulmediationsstelle beim Landesschulrat für Kärnten wenden (siehe Infokasten). Dort gibt es Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung solcher Schulprogramme. In allen Bezirken werden Fortbildungen angeboten. Eine Mobbing-Fibel steht unter www.kija.ktn.gv.at in der Rubrik Info zum Download bereit.