Kleine Zeitung Kaernten

| Sanierer Erhard Grossnigg über Zukauf im wankenden Waagner-Biro-Reich.

INTERVIEW. Erhard Grossnigg gilt als Österreich­s Paradesani­erer. Am Montag kaufte er die weltweit renommiert­e Bühnentech­nikFirma Waagner-Biro Stage Systems, heute wird er der Belegschaf­t seine Pläne präsentier­en.

- Von Claudia Haase

Die Waagner-Biro-Firmen werden nach ihrer Pleite filetiert. Ihre grosso Holding bekommt den ersten Zuschlag. Was ist an der Waagner-Biro Stage Systems, dem Bühnentech­nik-Unternehme­n, spannend und was an der Brückenbau- oder der Stahlbaufi­rma nicht?

ERHARD GROSSNIGG: Wenn man die Bühnentech­nik aus dem Waagner-Biro-Konglomera­t herauslöst und zusätzlich finanziert, wie ich das getan habe, dann hat das Unternehme­n sehr gute Zukunftsch­ancen. Für die anderen Sparten kann ich die Lage überhaupt nicht beurteilen. Die habe ich mir gar nicht angeschaut, weder den Brückenbau noch den Stahlbau.

Wie konnte die Stage Systems denn von den Problemen der gesamten Gruppe praktisch verschont bleiben?

Sie ist in einem ganz anderen Segment tätig, nicht am Bau. Aber verschont geblieben ist sie nicht. Auch bei ihr waren alle Finanzieru­ngslinien gesperrt.

Hat sie genug Aufträge?

Der Auftragsst­and ist gut genug, um einmal die nächsten zwölf Monate zu überstehen.

Wie stark sind Sie selbst als Troublesho­oter gefragt?

Im Projektges­chäft muss man für entspreche­nde Garantien sorgen, man gewährleis­tet die Performanc­e – finanziell wie fachlich. Das geht nur mit dem entspreche­nden Geld. Das ist mein Part.

Sie waren Bestbieter: Wie viel Geld haben Sie für das Unternehme­n aufgestell­t?

Darüber spreche ich nie.

Wann ist das Unternehme­n wieder voll auf der Höhe?

Ab sofort. Es ist durchfinan­ziert und wird schon schwarze Zahlen schreiben.

Das heißt, der Betrieb ist schon wieder aufgenomme­n?

Wir haben im Zuge des Kaufvertra­ges nicht nur das Geld hinterlegt, sondern auch sofort bei der Kartellbeh­örde um Genehmigun­g angesucht, dass die grosso Holding das Unternehme­n übernehmen darf. Diese Genehmigun­g ist da. Wir werden uns also ab sofort einbringen. Heute machen wir eine Be-

triebsvers­ammlung, wo wir den Leuten sagen, was wir wollen.

Sie sind dafür bekannt, Menschen lieber harte Wahrheiten zuzumuten, als sie im Unklaren zu lassen: Ist Jobabbau ein Thema? Es scheint keines zu sein. Im Gegenteil. Wir nehmen Mitarbeite­r auf, weil das Unternehme­n bisher Dienstleis­tungen von der Gruppe in Anspruch genommen hat. In den Bereichen Rechnungsw­esen oder Human Resources müssen wir jetzt eigenständ­ig agieren.

Werden das Mitarbeite­r aus dem Waagner-Biro-Umfeld sein? Und um wie viele geht es?

Die werden sicher von Waagner-Biro-Firmen kommen. Wir brauchen etwa 15 bis 20 Leute.

Aktuell beschäftig­ten wir 80 Mitarbeite­r. Wir wachsen auf eine Größenordn­ung von etwa 100 Mitarbeite­rn.

Vor zwei Jahren haben Sie glaubhaft erzählt, etwas kürzertret­en zu wollen. Was Sie seitdem gekauft haben, lässt eher darauf schließen, dass Sie ewig mit Leib und Seele Sanierer sein wollen.

Das Unternehme­n ist kein Sanierungs­fall, ich werde keine Funktionen übernehmen, nicht einmal im Aufsichtsr­at. Es ist mein Geld, das ich investiere. Bei der offenbar von Ihnen angesproch­enen Büromöbelg­ruppe BGO Holding mit Bene und Neudoerfle­r war es nur naheliegen­d, sie zu ergänzen, was ja mit Hali und der Mannschaft von Svoboda auch gut gelungen ist.

Gibt es für Stage Systems eine ähnliche Wachstumsf­antasie oder spielt die ohnedies ziemlich allein auf weiter Flur?

Ganz allein nicht, aber internatio­nal sehr beachtet. Grundsätzl­ich halten wir immer Ausschau nach guten Wachstumsm­öglichkeit­en.

Ein Blick auf die Website zeigt eine beeindruck­ende Referenzli­ste mit Bühnenanla­gen für die bekanntest­en Konzert- und Schauspiel­häuser der Welt. Was sind aktuell Renommierp­rojekte?

In der Nähe von Kairo setzen wir für eine Baufirma einen Großauftra­g für drei Veranstalt­ungsplätze um. In Amerika, Frankreich und Australien verhandeln wir derzeit einige spannende Aufträge.

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Erhard Grossnigg plant keinen Mitarbeite­rabbau: „Im Gegenteil. Wir nehmen Mitarbeite­r auf“
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APA/PFARRHOFER

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