„Des Glück is a Vogerl, goar liab, owa scheu“
Der erste Siebenfach-Jackpot, prall gefüllt mit 14 Millionen Euro, wird heute ausgespielt. Doch macht sehr viel Geld auch langfristig wirklich glücklich?
Rund 14 Millionen Euro liegen im LottoTopf. Mindestens ein Österreicher wird heute den Siebenfach-Jackpot knacken. Er wird schreien, jubeln, sich auf dem Boden wälzen, den Lottoschein in der Hand. Und er wird sein Glück nicht fassen können. „In der ersten Emotion wollen viele ihren Job kündigen – oder einen Ferrari kaufen“, sagt Gerlinde Wohlauf von der Österreichische Lotterien Gesellschaft und rät im Fall der Fälle zur Besonnenheit. Denn es sind die kleinen Fragen nach dem großen Gewinn, die sich schneller einstellen, als man „Lottomillionär“sagen kann: Wem erzählen, dass man das große Los gezogen hat? Mit wem die Freude und den Gewinn teilen?
„Oft machen sich die Gewinner Gedanken über ihre Freunde – ob sie erwarten, von nun an eingeladen zu werden“, sagt Wohlauf. „Aus der Glücksforschung wissen wir, dass wir Bindung und Selbstwirksamkeit brauchen“, sagt Psychiater und Psychologe Michael Lehofer. All das Geld der Welt könne das Gefühl der Verbundenheit zu anderen Menschen nicht ersetzen. Es sei „essenziell für unsere Zufriedenheit“. Deshalb gilt es, behutsam mit dem uns teuren Umfeld
umzugehen. Denn der Glückstaumel nach dem Gewinn ist flüchtig. Zwei Häuser, ein paar Sportwagen und eine Weltreise später ist er verschwunden. Vier Monate dauert es im Durchschnitt, bis sich der Gewöhnungseffekt einstellt. Macht Geld also doch nicht dauerhaft glücklich? „Es macht auf keinen Fall unglücklich“, sagt Lehofer. „Doch reiche Menschen sind auch nicht glücklicher als andere.“
und Wohlstand, Geld und Glück verwoben sind, wollte Ökonomieprofessor Angus Deaton von der Uni Princeton genau wissen. Er befragte rund 450.000 USAmerikaner und fand he- raus, dass das Glücksgefühl bis zu einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar, rund 65.600 Euro, steigt – man denke an eine Gehaltserhöhung. Über diese Schwelle hinaus sorgt man sich laut Studie kaum mehr um Geld, die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben wächst. Das heißt nicht, dass es immer sorglos verläuft, doch Geld macht das Leben offensichtlich leichter. Auf Basis einer GallupErhebung in 164 Ländern unter rund 1,7 Millionen Menschen machte der Psychologe Andrew T. Jebb das „ideale Einkommen für das emotionale Wohlbefinden“bei rund 83.190 Euro fest. In Österreich liegt das Bruttojahresgehalt eines Arbeiters bei durchschnittlich 28.320 Euro. Ein Wert, der unter dem georteten Sättigungspunkt für Zufriedenheit liegt. Denn dieser hält laut Experten in Mitteleuropa bei 2000 Euro netto pro Monat. Darüber hinaus steigt die Zufriedenheit aber kaum mehr an.
Auch Angus Deaton dürfte – zumindest kurzfristig – zufrieden gewesen sein, denn für seine Forschung bekam er 2015 neben dem Nobelpreis umgerechnet rund 775.815 Euro. Der Vollständigkeit halber: Das ist etwa 18 Mal weniger als die Summe, die heute im Glückstopf liegt.