Österreichs Lawinenwissen als Kulturerbe
Antrag bei Unesco ist gestellt, ab Dienstag könnte bereits Entscheidung fallen. Doch es ist nur ein Antrag von insgesamt mehr als 40.
Mundgeblasene Christbaumkugeln aus Glasperlen aus Tschechien, die Spitzenfertigung in Slowenien, die Töpferkunst der Frauen von Sejane in Tunesien, der Mooba-Tanz aus Sambia oder die Parfümherstellung in Pays de Grasse in Frankreich – all diese Künste und noch viele mehr wollen in die Liste der immateriellen Kulturgüter der Unesco aufgenommen werden.
Österreich ist gleich mit zwei Anträgen mit dabei: Es geht einmal um das Wissen im Umgang mit der Lawinengefahr – „dieser Antrag wurde gemeinsam mit der Schweiz gestellt“, berichtet eine Sprecherin von Unesco Österreich. Andererseits soll eine Stoffdruckkunst, die des Blaudrucks, in die Liste aufgenommen werden. Bei dieser Nominierung wird Österreich von Tschechien, Deutschland, Ungarn und der Slowakei unterstützt, wo es die kunstvolle Druckform ebenfalls gibt.
die österreichischen Anträge positiv entschieden werden, wird sich nächste Woche zeigen – beim jährlichen Meeting der Unesco, das von Montag bis Samstag in Port Louis auf Mauritius abgehalten wird.
und Kreativität soll durch die Einstufung als immaterielles Kulturerbe geschützt werden. „Was in der heutigen globalen Welt von besonderer Bedeutung ist“, betont die Unesco. Deshalb werden lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken ausgezeichnet. Bisher ist Österreich mit drei Kulturelementen auf der internationalen Liste vertreten; der Falknerei, dem Imster Schemenlaufen und der Reitkunst der Spanischen Hofreitschule.
Doch zurück zum Lawinenwissen: „Dieses wurde jahrhundertelang mündlich von GeneOb ration zu Generation weitergegeben und manifestierte sich in Bauernregeln und Flur- und Hofnamen“, erklärt das Alpinarium Galtür, das am Antrag gemeinsam mit dem Verband der Österreichischen Berg- und Skiführer federführend mitgearbeitet hat. Das Wissen stammte aus intensiver Naturbeobachtung – und „schmerzhaften Lernprozessen nach Lawinenkatastrophen“.
sind Lawinen nicht völlig berechen- und vorhersagbar. Umso höher sei daher der Stellenwert von Erfahrungswissen im Umgang mit der Naturgefahr, lautet die Begründung für den Antrag an die Unesco.
Entscheiden wird das Komitee, das sich aus Vertretern von 24 gewählten Vertragsstaaten zusammensetzt, nächste Woche auch über immaterielle Kulturgüter, die als „dringend erhaltungsbedürftig“eingestuft werden. Dazu zählen die Pfeifsprache in der Türkei oder die mongolische Kalligrafie.