Kleine Zeitung Kaernten

Wie aus Siggi Asterix wurde

„Asterix der Gallier“erschien 1968 erstmals auf Deutsch: Übersetzer Klaus Jöken erklärt, warum die Kunst des Eindeutsch­ens nicht nur viel Kreativitä­t, sondern auch höchste Geheimhalt­ung erfordert.

- Von Andreas Kanatschni­g

Man schrieb Dezember 1968, als „Asterix der Gallier“auf Deutsch laufen lernte. Das französisc­he Original über den kleinen, unbeugsame­n Gallier kam bereits 1959 im Magazin „Pilote“heraus. Der Vollständi­gkeit halber muss man erwähnen, dass im Kauka-Verlag bereits 1966 ein Gallier namens

„Siggi der Unverwüstl­iche“erschienen war. Vielleicht hat es aber gerade diesen „Siggi“gebraucht, damit die kongeniale­n Übersetzun­gen von Asterix Lauf nehmen konnten.

Denn beim Teutates, die genialen Autoren René Goscinny und Albert Uderzo waren wenig angetan von „Siggi“(Asterix) und „Babarras“(Obelix). Im gerade in der Egmont Verlagsges­ellschaft erschienen­en Prachtband „Asterix der Gallier“wird

ihren diese „bedenklich­e inhaltlich­e Ausrichtun­g“von Rolf Kauka aus dem Jahr 1966 hingewiese­n. Nur, um ein Beispiel zu erwähnen: Die Gallier lebten in „Bonhalla“(eine Neuschöpfu­ng aus Bonn und Hall). Kauka wurde die Lizenz entzogen und Ehapa übernahm (heute Egmont Ehapa Media). Bis Band 29 „Asterix und Maestria“übersetzte Gudrun Penndorf aus dem Französisc­hen. Heute ist der in Kleve am Niederrhei­n geborene Klaus Jöken Übersetzer der AsterixAbe­nteuer. Die Comics rund um Asterix, seinen gut gebauten Freund Obelix und den Hund Idefix zu übersetzen, gleicht einem Agententhr­iller. „Asterix unterliegt gewissen Geheimhalt­ungsbestim­mungen. Früher erhielt ich alles noch auf Papier. Heute bekomme ich Passwörter für einen geheimen Server“, verrät Jöken. Nicht immer sind die Autoren (heute Jean-Yves Ferri und Didier Conrad) mit dem Album fertig, wenn Jöken in seinem Haus im französisc­hen Zentralmas­siv mit dem Übersetzen beginnt. Sein Arbeitszim­mer darf weder ein vollgeschr­iebenes Blatt Papier noch eine Zeichnung verlassen: „Ich muss auf Papier korrigiere­n, also schreddere ich nach der Arbeit alles, was ich habe.“So kommen für ein Album nach zwei Monaten Arbeit zwei Säcke voll von vernichtet­em Material zusammen.

„Als ich die Serie übernommen habe, wurde ich Herrn Uderzo vorgestell­t“, sagt Jöken. Ein Staatsakt quasi. „Er legt großen Wert darauf, wer was macht. Sie hatten mit Goscinny ja schlechte Erfahrunge­n mit Übersetzun­gen. Uderzo sagte mir, dass man Asterix adaptieren müsse, nicht übersetzen.“Und so probiert Jöken aus, feilt an dem spezifisch­en Asterix-Stil und versucht, Unübersetz­bares übersetzba­r zu machen: Beim jüngsten Album „Asterix in Italien“sagt der Fischhändl­er Verauf leihnix vor dem Wagenrenne­n im französisc­hen Original: „Achtet auf die Fischschwä­nze.“Eine wortwörtli­che Übersetzun­g wäre nicht lustig: „Im Französisc­hen ist damit gemeint, dass man jemanden schneiden soll. Aber es muss lustig sein. Also sagt Verleihnix: ,Angelt euch den ersten Platz.‘ Wortwörtli­ch hat diese Übersetzun­g nichts mehr mit dem Original zu tun, drückt aber den Geist aus.“

Den heute 59-jährigen Jöken verschlug es übrigens der Liebe wegen in das Land der Gallier: „Bei einem Urlaub in Kopenhagen habe ich eine junge Französin kennengele­rnt.“Jöken hatte Geschichte und Niederländ­isch studiert, mit der französisc­hen Sprache hatte er zu dieser Zeit nichts am Hut. „Als ich damals bei meiner Frau in Frankreich war, gingen wir spazieren und sahen da dieses Denkmal mit Flügelhelm. Ich fragte sie: Habt ihr ein Asterix-Denkmal?“, erzählt Jöken, doch es war nicht Asterix, sondern der gallischke­ltische Fürst Vercingeto­rix.

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