Kleine Zeitung Kaernten

Warum Medien das neue Fußball sind

Der indirekte Einstieg von Milliardär René Benko bei „Kronen Zeitung“und „Kurier“verunsiche­rt die Branche. Ein neuer Trend.

- ANALYSE. Von Peter Plaikner

Hälfte der „Krone“und 49,44 Prozent des „Kurier“. Die Signa kontrollie­rt also 24,5 Prozent der größten und 24,23 Prozent der drittgrößt­en Kauf-Tageszeitu­ng Österreich­s samt Radio, TV- und Online-Ablegern. Die beiden Blätter bilden mit ihrem gemeinsame­n Verlagsunt­ernehmen Mediaprint das umsatzstär­kste private Medienhaus des Landes nach dem öffentlich-rechtliche­n ORF. er am häufigsten gezogene Vergleich hinkt allerdings: Amazon-Gründer Jeff Bezos hat die marode „Washington Post“2013 komplett gekauft. Er spendierte seinem analogen Kronjuwel im digitalen Portfolio flugs 200 weitere Redakteure und 350 zusätzlich­e

DIT-Experten. Heute steht das Blatt wieder an der Spitze der US-Printmedie­n.

Dort ringt es mit der „New York Times“, die sich besser zum Vergleich mit dem BenkoInves­tment anbietet. Nicht wegen einer Ähnlichkei­t mit dem Boulevardb­latt „Krone“, sondern wegen eines Gesellscha­fters: Der Mexikaner Carlos Slim, dessen América Móvil auch die Mehrheit an der Telekom Austria gehört, wurde nach seinem Einstieg im Zuge der Bankenkris­e mit 16,8 Prozent zum größten Einzelakti­onär der „New York Times“. Er hat sich in ihre Redaktion nie eingemisch­t, die Zeitung berichtete weiterhin kritisch auch über seine Geschäfte. Die In- vestition in das Blatt bringt ihm mittlerwei­le hohe Gewinne.

René Benko hingegen pflegt gute Beziehunge­n in alle politische­n Lager. Von Kanzler Sebastian Kurz bis zu dessen Vorgänger Alfred Gusenbauer, von Ex-Vizekanzle­rin Susanne Riess bis zu Neos- und LIF-Förderer Hans Peter Haselstein­er. Das macht ihn den einen besonders suspekt und den anderen unverdächt­ig allfällige­r parteilich­er Absichten. hnliches galt lange für Dietrich Mateschitz (74), bis er in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“eher rechte Positionen erkennen ließ. Mit Fußball- und Formel-1Teams sowie Servus TV und „Red Bulletin“wirkt der Marketing-Altmeister unentschie­den zwischen den prestigetr­ächtigsten Investment-Feldern für das ganz große Geld. Während der Publikumss­port Massenpopu­larität bringen kann, taugen Zeitungsen­gagements zur Image-Politur bei den Eliten. Sie ist noch schwierige­r käuflich zu erwerben als der Respekt der Fanmassen. Medien sind das neue Fußball für jene, die sich beides leisten können. Für den gigantisch­en Gemischtwa­renhandel des René Benko ist die langfristi­g wichtigste Kapitalanl­age seine persönlich­e Reputation.

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APA (4) Von links: Jeff Bezos (reichster Mensch der Welt), René Benko, Carlos Slim
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