Kleine Zeitung Kaernten

Großer Bruder Leipzig? „Das nervt uns alle“

Salzburgs Jungstar Hannes Wolf spricht vor dem Europa-League-Duell gegen Leipzig über Rückschläg­e, Anerkennun­g, Ziele, fehlenden Respekt, seine Beziehung zu Trainer Marco Rose und jene zu Leipzig.

- INTERVIEW. Von Michael Lorber

Wie fühlt es sich eigentlich an, unbezwingb­ar zu sein?

Sicher spielen wir seit Wochen konstant und erfolgreic­h. Aber Ende August war es schon eine halbe Katastroph­e nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikat­ion gegen Roter Stern Belgrad – obwohl wir nicht verloren haben.

Wie verarbeite­t man so ein bitteres Aus?

Ich war selten von etwas derart überzeugt wie von diesem Aufstieg. Wir haben die Serben in beiden Spielen so richtig im Griff gehabt. Das darf man nicht mehr aus der Hand geben. Jeder von uns hätte gerne in der Champions League gespielt. Überhaupt, weil einige trotz attraktive­r Angebote geblieben sind und es so keinen Umbruch gegeben hat.

Inwiefern ist die Europa League jetzt ein Trostpflas­ter?

Man muss schon sagen, dass die Gruppenaus­losung ein Glücksfall für uns war. Ich habe mich nach dem Ausscheide­n gegen Roter Stern Belgrad schon gefragt, wie es im Verein weitergeht. Aber dann haben wir diese attraktive­n Gegner in der Europa League gezogen. Das war eine Zusatzmoti­vation.

Nicht nur für

die Mannschaft.

Genau das ist es ja. Im Vorjahr sind gegen Marseille in der Gruppenpha­se 10.000 Zuschauer ins Stadion gekommen. Gegen Celtic Glasgow waren heuer 24.000 dabei, gegen Rosenborg Trondheim 21.000. Die Partie am Donnerstag gegen Leipzig ist ausverkauf­t.

Wie nehmen Sie dieses wahr?

Zuschauerw­achstum

Wir haben ja auch schon vor 3000 Leuten gespielt. Das ist schon traurig. Klar würden wir immer gerne vor vollem Haus spielen. Aber wenn in der Bun- desliga konstant 10.000 bis 15.000 kommen, ist es in einer Stadt wie Salzburg super.

Wie gehen Sie damit um, das viel zitierte „Red-Bull-Bashing“stark reduziert zu haben und einen derart breiten Zuspruch bzw. Anerkennun­g auf sportliche­r Ebene zu erfahren?

Mich sprechen sehr viele Leute an, die sagen, dass sie eigentlich Fans von Austria, Rapid oder anderen Klubs sind. Die geben zu, dass sie sich unsere Spiele gern anschauen, weil wir attraktive­n Fußball spielen, was der Großteil der österreich­ischen Klubs ja gar nicht versucht. Und wer genau hinsieht, weiß, dass nicht unzählige Millionen in unserer Mannschaft stecken.

Ihr Teamkolleg­e Xaver Schlager hat gemeint, dass man nicht unbedingt von Salzburg weggehen muss, weil man in Europa jeden schlagen kann. Wie sehen Sie das?

Das sehe ich genauso. Vom Umfeld und den Bedingunge­n ist es überragend. Der einzige Beweggrund zu gehen, ist die Liga. Mit einer stärkeren Bundesliga gäbe es vielleicht gar nicht die Absicht, den nächsten Schritt machen zu wollen. Keine Ahnung. In dieser Winterpaus­e mit Sicherheit nicht.

Inwieweit hat das damit zu tun, dass Sie mit Salzburg in der Champions League spielen wollen?

Wir haben noch einiges zu erreichen. Wenn wir in dieser Saison Meister werden, werden wir ja so gut wie sicher in der Champions-League-Gruppenpha­se spielen können.

Der Sieger der Europa League erhält auch einen Fixplatz in der Champions League.

Klar wollen wir das, wenn man schaut, wie wir bis jetzt gespielt haben. Wir wissen aus dem letzten Jahr, was möglich ist. Da wollen wir anschließe­n. Man kann ja nicht wissen, wie wir uns geschlagen hätten. Ich gewinne lieber die Europa League, als dass ich in der Gruppenpha­se der Champions League in der Vorrunde ausscheide.

 ??  ?? Wann gehen Sie den nächsten Schritt?Ein erneuter Halbfinale­inzug oder vielleicht sogar mehr würde sicher für die verpasste Champions-League-Qualifikat­ion entschädig­en, oder?
Wann gehen Sie den nächsten Schritt?Ein erneuter Halbfinale­inzug oder vielleicht sogar mehr würde sicher für die verpasste Champions-League-Qualifikat­ion entschädig­en, oder?

Newspapers in German

Newspapers from Austria