„Dieser Film will nicht neutral sein“
Eine Bestandsaufnahme: Der bekannte ZDF-Journalist Claus Kleber zeigt in der neuen Arte-Doku, wie es 70 Jahre nach der Erklärung der Menschenrechte um diese steht.
schenrechte einsetzen. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?
Die Kollegen der regierungskritischen türkischen Tageszeitung „Cum Hürriyet“haben mich sehr beeindruckt. In Deutschland muss kein Journalist fürchten, ins Gefängnis zu kommen, wenn er die Kanzlerin verbal angreift. Da frage ich mich: Wie viele von uns, die wir in Komfort und Bequemlichkeit unseren Beruf ausüben, würden ihrem Job weiter unabhängig nachgehen, wenn ihnen diese Gefahren drohen würden? Und dann haben wir uns alle in Anne verliebt, eine robuste, herzlichfröhliche afrikanische Krankenschwester, die das Menschenrecht auf medizinische Versorgung und Aufklärung zu Frauen und Männern in die entlegensten Ecken Kenias bringt.
Sehen Sie sich als Journalist besonders in der Verantwortung, für eine gerechte Welt einzutreten?
Auf jeden Fall. Am Anfang des Films heißt es ja auch explizit, dass dieser Film gar nicht neutral sein will. Und gerade im China-Kapitel des Films, in dem ich mit chinesischen Gesprächspartnern über die Menschenrechte diskutiere, trete ich nicht als Unbeteiligter an, sondern stehe für die westliche Idee individueller Grundrechte.
Wo liegt der Unterschied zwischen der westlichen und der chinesischen Auffassung?
Der Einzelne muss in China seine Rechte der Harmonie des Ganzen unterordnen. Der chinesische Politologe Zhang Weiwei sagt im Interview: „Euer System der individuellen Rechte führt dazu, dass ein Clown wie Donald Trump an die Macht kommt, dass Menschen auf die Straße gehen und plündern.“Das chinesische System verfolge die wahren Interessen der Menschen, zum Beispiel Sicherheit oder die Bekämpfung der Armut. Man kann in Schanghai zu jeder Tageszeit sicher nach Hause kommen – um den Preis der totalen Überwachung. Das sind in den Augen der Staatspartei wichtigere Menschenrechte als, sagen wir, durch die Straßen zu laufen und „Nieder mit der Regierung!“zu brüllen.