Genmanipulierte Babys: Peking lässt Fall prüfen
Laut Medienberichten besaß Forscher keine behördliche Genehmigung für seine Versuche mit der „Genschere“.
Eine „unverzügliche Untersuchung“soll nun Aufklärung im Fall jener chinesischen Zwillingsmädchen bringen, die offenbar mit manipuliertem Erbgut ausgetragen worden sind. Die Nationale Gesundheitskommission in Peking prüft, ob der Fall mit den Gesetzen zum verantwortlichen Umgang mit der Gesundheit der Menschen übereinstimme.
Der Forscher He Jiankui aus der südchinesischen Stadt Shenzhen, der hinter den Versuchen steht, hatte damit unter Wissenschaftlern und Ethikern weltweit Empörung ausgelöst. Die städtische Kommission für Familienplanung und Gesundheit sei nicht informiert worden, obwohl sie das Projekt hätte ethisch bewerten müssen. Zuvor hatte bereits Hes Universität in Shenzhen mitgeteilt, nichts davon gewusst zu haben. Die an Embryonen vorgenommenen Eingriffe mit der Methode der Genschere Crispr/Cas9 sollten die Kinder resistent gegen HIV machen. Allerdings gab es keine wissenschaftliche Prüfung durch unabhängige Fachkollegen, der Einsatz der Genschere ist risikoreich.
Auch österreichische Experten zeigen sich skeptisch: „Bei diesem Genom-Editing werden Gene modifiziert oder korrigiert. In somatischen Zellen – in Geweben – ist das eine Riesenchance. Eine somatische Gentherapie, zum Beispiel bei Lungenkrebs eines Erwachsenen oder bei vererbbarer Muskelschwäche bei Kindern, bei denen die Krankheit vorliegt, wäre toll. Aber in der Keimbahn, also am Embryo, wird das aus ethischen Gründen in den meisten Staaten der Erde abgelehnt“, so Markus Hengstschläger, Organisationseinheitsleiter des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik sowie Leiter des Instituts für Medizinische Genetik der MedUni Wien.