Kleine Zeitung Kaernten

„Man saugt alles auf, was der Berg bietet“

Der Tiroler Weltklasse-Alpinist David Lama bestieg im Alleingang den noch unbestiege­nen Lunag Ri (6895 Meter) in Nepal: Bei minus 30 Grad kämpfte er sich auf diese Himmelszac­ke von einem Berg.

- Andreas Kanatschni­g

Einen noch unbestiege­nen Berg im Alleingang zu schaffen: Welches Gefühl hatten Sie, als Sie oben waren?

Wenn ich sagen würde, ich war nicht glücklich, wäre das gelogen. Aber es ist so, dass man bei Alleingäng­en selten die Gelegenhei­t hat, dass die Eindrücke Gefühl werden. Man saugt alles auf, was der Berg an Informatio­nen bietet. Irgendwann werden diese Informatio­nen nur noch zu plumpen Informatio­nen. Wenn sie nützlich sind, bedient man sich ihrer. Auf dem Gipfel gibt es dann diesen kurzen Moment, an dem man weiß, jetzt geht es nicht weiter. Dann ist man in der Regel für einen Moment nicht mehr damit beschäftig­t, den Fuß einen Schritt weiter zu setzen. Dann kommen Gefühle auf.

Haben Sie sich bei all der Gefahr und Ausgesetzt­heit auch einmal gefragt, was sie da eigentlich tun? Nein, diese Frage habe ich mir nie gestellt. Es hat auch den Moment gegeben, an dem ich mich gefragt habe, ob es jetzt nicht schlauer wäre umzudrehen. Ich hatte mein Biwakmater­ial zurückgela­ssen und bin in einer Senkrechte­n gehängt, habe mei- ne Zehen nicht mehr gespürt. Als ich die Zehen wieder für einen Moment spürte, dachte ich mir, das haut schon hin.

Wenn man Sie auf dieser Himmelszac­ke von einem Gipfelgrat sieht, glauben Sie, dass das ir- gendein Berg-Laie nachvollzi­ehen kann?

In dem man Eindrücke schildert, hoffe ich, dass es vermittelb­ar ist. Ich finde da auch Gefallen daran, andere Leute auf die Reise mitzunehme­n.

überhaupt

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M. Ferrigato /Red Bull, Sean Haverstock/Red Bull

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