DIE MITTWOCH-MATCHES AM FÜNFTEN SPIELTAG
Heute kommt es in London im Tie Break zur WM-Entscheidung: Carlsen oder Caruana?
Zwölf Remis in zwölf Spielen: Die Schach-Weltmeisterschaft wird heute im Tie Break entschieden. Weltmeister Magnus Carlsen (NOR) und Herausforderer Fabiano Caruana (USA) spielen zuerst vier Schnellschachpartien (25 Minuten + 10 Sekunden pro Zug), gibt es auch danach keine Entscheidung, folgen fünf Hin- und Rück-Partien im Blitzschach (5 Minuten + 3 Sekunden). Gibt es auch bei jeder dieser fünf Mini-Begegnungen Gleichstand, entscheidet eine Armageddon-Partie: In der hätte Weiß fünf Minuten Zeit, Schwarz eine weniger – ein Remis bedeutet, dass der Spieler der schwarzen Steine Weltmeister ist.
Auch in New York 2016 konnte Carlsen Herausforderer Sergey Karjakin erst im Tie Break besiegen. Wie Carlsen gegen Caruana dieses Tie Break erzwungen hat, sorgte aber doch für Verwunderung. In klar besserer Stellung (und mehr Zeit) bot Carlsen seinem sichtlich verwunderten Konkurrenten im 32. Zug das Remis an. „Ich war nicht mehr in der mentalen Verfassung, weiterzukämpfen“, sagte Carlsen danach. „Ich habe keinen Weg gesehen, die Verteidigung zu brechen, ohne Risiken einzugehen.“Verwundert ist auch Österreichs bester Schachspieler Markus Ragger: „Mit dieser Stellung macht Carlsen gegen Caruana normalerweise 75 Prozent“, sagt er. „Ich glaube, er wollte kein Risiko eingehen, hat die Schlussstellung aber auch nicht für so gut erachtet.“
Auch für Ragger ist Carlsen im Schnell- und Blitzschach der Favorit. „Die Frage ist: Wie klar?“, sagt Ragger. Der Ausgang der letzten klassischen Partie würde mental nämlich Caruana in die Arme spielen. „Caruana war am Anfang nervös, aber je länger das Match dauert, umso sicherer scheint er zu werden“, sagt Ragger. Für den Kärntner mit Wohnsitz in Graz ist klar: „Wenn für Carlsen im Schnellschach früh etwas schiefgeht, dann ist die Partie sofort wieder im Hinterkopf. Das kann hemmen, während Caruana ein Freispiel hat.“