Der Tatort von Agnes Pluch ist der Schreibtisch.
Agnes Pluch (40), die in Klagenfurt verwurzelte Drehbuchautorin, tritt in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters.
Es gibt so vieles, was einem hierzulande das Herz aufgehen lässt“, schwärmt die aus Kärnten stammende, aber in Wien lebende Autorin Agnes Pluch. Dem war aber nicht immer so. „Lange Zeit war meine Beziehung zu Kärnten aus politischen Gründen eher zwiespältig“, sagt die Drehbuchautorin, die für den Kärnten-Tatort „Baum fällt“verantwortlich zeichnet, welcher heuer im Sommer in Heiligenblut gedreht wurde.
Zur Erklärung: Pluchs Vater Thomas (1934-1992), der aus einem deklariert antifaschistischen Elternhaus kam, war neben seiner Tätigkeit als Redakteur ebenfalls als Autor tätig. Seine TV-Mehrteiler „Das Dorf an der Grenze“, der über den fiktiven slowenischen Ort „Selitsch“in der Zeit von 1920 bis in die 1980er-Jahre erzählt, sorgte nach seiner Ausstrahlung für einen Riesenwirbel in Kärnten. „Er wurde als Landesfeind beschimpft“, erinnert sich Pluch. „Dennoch sind meine Eltern ihr Leben lang mit Kärnten verbunden geblieben.“Pluch hat jedoch nicht nur die ambivalente Beziehung zu „ihrem“Bundesland, sondern auch das Schreibtalent ihres Vaters übernommen. „Ursprünglich wollte ich etwas anderes machen“, erzählt sie. „Aber nach dem frühen Tod meiner Eltern habe ich gewagt, zu meiner Sehnsucht, selbst zu schreiben, zu stehen.“
Also wagte Pluch, die nach ihrem Studium der Theaterwissenschaften als Redakteurin für Film und Serie beim ORF arbeitete, den Sprung ins kalte Wasser – und wechselte in die Selbstständigkeit. „Es war die richtige Entschei- dung“, ist sie sich sicher. Seit ihrer ersten eigenen, preisgekrönten Drehbuch-Verfilmung („Ikarus“, 2001) sind rund zwanzig neue Werke dazugekommen. Darunter Teil zwei des österreichischen Horrorfilms „In 3 Tagen bist du tot“(Kooperation mit Andreas Prochaska, aus dem Jahr 2006), der mehrfach ausgezeichnete TV-Film „Die Auslöschung (2013 mit Nikolaus Leytner) und zwei Landkrimis.
Krimis brauchen immer einen Mörder oder eine Mörderin. Deshalb bin ich eigentlich gar nicht so eine große Krimifreundin“, schmunzelt Pluch, die nachts häufig von ihren Protagonisten träumt. In ihrem Tatort-Drehbuch setzt sie vor allem auf psychologische Verwicklungen – und weniger auf Blut. „Es geht sehr stark um Abhängigkeiten“, verrät sie. Das Schreiben der Geschichte nahm sie als große Ehre wahr: „Der Tatort ist eine Marke. Er ist schon auf so viele Arten und Weisen erzählt worden.“Die Wahl des Drehortes fiel auf Heiligenblut am Fuße des Großglockners. „Dort ist es schön und beengend zugleich.“Als Nächstes stehen bei der Drehbuchautorin ein Kinoprojekt auf dem Plan und eine sechsteilige Miniserie.
Um von ihrer Arbeit abzuschalten, geht sie gerne auf Reisen. Erst vor Kurzem kehrte Pluch, die sich selbst als neugierig beschreibt, von einer zweiwöchigen Japanreise zurück. „Die Welt ist größer als unser Bauchnabel“, sagt sie im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Es ist ein Luxus, mehr davon sehen zu dürfen.“