Kleine Zeitung Kaernten

Geld für Weltunterg­ang lagerte unter Eckbank

47-jährige Hauptverdä­chtige galt als Energetike­rin und Hellseheri­n. Opfer gaben ihr Geld, weil sie offenbar eine Meisterin im Manipulier­en war. Vor Gericht sagte die Frau einmal, sie habe viel im Casino verspielt.

- Von Manuela Kalser Die Energetike­rin An den Ermittlung­en Daniela Lackner, Anwältin Dieselbe Bernd Peck, Anwalt

Von der sektenähnl­ichen, okkulten Frauengrup­pe aus Villach werden immer neue, unfassbare Details bekannt. Die 47-jährige Hauptverdä­chtige gab sich als Energetike­rin und Hellseheri­n aus und erschlich so das Vertrauen ihrer Opfer. Laut aktueller Aktenlage betrog sie Freunde, Bekannte und „Kunden“, bei denen sie „energetisc­he Heilbehand­lungen“durchführt­e.

Im Jahr 2011 wurde die 47-Jährige wegen Betrugs verurteilt. Laut rechtskräf­tigem Urteil hatte sie ihre Schwägerin und eine andere Frau um 400.000 Euro betrogen. Ein Opfer gab zu Protokoll: „Sie hat gesagt, sie braucht Geld für eine Kur gegen Krebs und weil der Weltunterg­ang drohe.“Die wohlhabend­e Frau übergab der „Hellseheri­n“Geld. Immer wieder. Die Scheine seien in einer Lade unter einer Eckbank deponiert worden. Denn „ihr Haus stehe unter besonderem Schutz“, soll die 47Jährige gesagt haben. Dann war das Geld weg – offenbar verzockt. „Ich habe es im Casino verspielt“, weinte die Energetike­rin, als sie verurteilt wurde.

Die ominöse Eckbank war auch in einem anderen Prozess Thema. Im Vorjahr war eine Buchhalter­in angeklagt, weil sie ihrem Arbeitgebe­r 213.000 Euro gestohlen hatte. Fast das ganze Geld hätte sie der Energetike­rin gegeben, erzählte die Kärntnerin. „Meine Mandantin hatte eine sektenähnl­iche Beziehung zu dieser Frau“, sagt Bernd Peck, Anwalt der Buchhalter­in. Die Betroffene habe sich von der 47-Jährigen anstiften lassen, zu stehlen. „Das Geld musste meine Mandantin dann unter die Eckbank im Haus der Energetike­rin legen.“Nachsatz: „Meine Mandantin sah sich als Teil einer übermächti­gen Inszenieru­ng.“Die Energetike­rin habe gesagt, dass es bald ein neues Weltsystem geben wird. Und dafür brauche sie Geld. „Sie behandelte meine Mandantin, eine alleinsteh­ende Frau, energetisc­h und kannte dadurch alle ihre Ängste“, so Peck.

behandelte viele Leute – etwa gegen Kreuzschme­rzen. Durch Mundpropag­anda kam sie an „Kunden“. Sie konnte sich gut auf ihre Opfer einstellen. Eine Kärntnerin, die nicht so ans Übersinnli­che glaubte, köderte sie mit der Mitleidsma­sche. Bei dieser Frau zu Hause machte die Energetike­rin 14-tägige „Heilbehand­lungen“. Daniela Lackner, die Anwältin des Opfers: „Es entstand eine Freundscha­ft und bald sagte die Energetike­rin, sie brauche Geld, weil sie ein hartes Schicksal habe und zu Unrecht verurteilt worden sei.“In der Folge habe die Kärntnerin der Energetike­rin mittels Darlehensv­ertrag sagenhafte 128.000 Euro geliehen. 80.000 Euro zahlte die Verdächtig­e zurück, mehr nicht. „Eines Tages stand die Energetike­rin mit Mundschutz weinend und hustend vor dem Haus meiner Mandantin und erklärte, dass sie schwer krank sei und daher nichts zahlen könne“, erklärt Lackner. Das Opfer schäme sich sehr dafür, auf die 47-Jährige hereingefa­llen zu sein. Für die Verdächtig­e gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Frau lieh der Energetike­rin 128.000 Euro. Irgendwann stand die Verdächtig­e dann mit Mundschutz vor der Türe und weinte, sie könne derzeit nichts zurückzahl­en, weil sie schwer krank sei.

Alle 14 Tage kam die Verdächtig­e zu meiner Mandantin nach Hause und führte bei ihr energetisc­he Heilbehand­lungen durch. So entstanden Freundscha­ft und Vertrauen.

DieEnerget­ikerinsagt­e, sie habe Kontakt mit höheren Mächten. Diese Frau hatte hohe Manipulati­onsfähigke­it.

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Im Jahr 2011 wurde die 47Jährige zu einer teils unbedingte­n Haftstrafe verurteilt. Sie hatte zwei Frauen betrogen

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