Wenn sich Kunst in Luft auflöst
Der Coup im Wiener Dorotheum war dreist. Renoirs „Golfe, mer, falaises vertes“bleibt verschwunden. Kunstdiebstahl ist ein höchst einträgliches Delikt, in Österreich aber eher selten.
Pierce Brosnan ist nicht zu fassen. Im Kinofilm „Die Thomas-Crown-Affäre“(1999) stiehlt der Gentleman, um seinem Leben als WallStreet-Millionär mehr Nervenkitzel zu geben, auf raffinierte Weise ein 100 Millionen Dollar teures Gemälde von Claude Monet aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Die drei Täter im Wiener Dorotheum mussten keine Gentlemen und gar nicht raffiniert sein, aber kaltschnäuzig: Laut Polizeibericht betraten drei Unbekannte am Montag um 17.15 Uhr das Auktionshaus im 1. Bezirk und dürften sich gezielt zu dem im 2. Stock zur VoranAPA
Dazu
„Saliera“. Der spektakulärste Fall von Kunstraub in der jüngeren Geschichte Österreichs ereignete sich am 11. Mai 2003. In der Nacht stieg ein Dieb über ein Baugerüst ins Kunsthistorische Museum Wien ein und stahl die „Saliera“, die einzige erhaltene Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini (1500–1571). Im Oktober 2005 meldete sich ein Unbekannter via Wertkartenhandy beim Bundeskriminalamt und ver- sicht ausgestellten Landschaftsgemälde von Auguste Renoir begeben haben, das gestern hätte versteigert werden sollen. Schätzwert von „Golfe, mer, falaises vertes“aus dem Jahr 1895: 120.000 bis 160.000 Euro.
Nach Informationen der APA nahm das Trio das Bild einfach aus dem Rahmen, wobei stiller Alarm ausgelöst wurde. Letzteres wurde seitens der Polizei weder bestätigt noch zurückgewiesen; als diese von dem Coup erfuhr und am Tatort eintraf, hatten sich Täter und Beute schon in Luft aufgelöst.
„Es dürfte sich um Profis handeln“, sagte Patrick Maierhofer, Sprecher der Wiener Polizeidirektion. Bilder der Überwachungskameras zeigen drei langte von der Uniqa-Versicherung 10 Millionen Euro, andernfalls würde er das Kunstwerk einschmelzen. Der Verdächtige wurde nach der Veröffentlichung von Fotos ei-
Das Tätertrio auf Bildern der Überwachungskameras
sportlich wirkende Männer, zwei davon haben größere Einkaufstaschen bei sich. Ob darin das Renoir-Gemälde verstaut war, ist unklar. Gesichert ist laut Polizei, dass die Verdächtigen das Gebäude über verschiedene Ausgänge verlassen haben.
Das Dorotheum kommentierte den Vorfall auf Anfrage der ner Überwachungskamera erkannt. Robert Mang (47) stellte sich tags darauf der Polizei. Der Inhaber einer Wiener Alarmanlagenfirma legte ein Geständnis ab und führte die Polizei im Jänner 2006 zu einem Waldstück bei Zwettl/NÖ, wo er die „Saliera“in einer Kiste vergraben hatte. Das Meisterwerk mit einem Wert von rund 50 Millionen Euro ist das Herzstück der 2013 wiedereröffneten Kunstkammer im Kunsthistorischen.
knapp: In den letzten Jahrzehnten habe es keine Gemäldediebstähle im Haus gegeben, und das bei rund 250.000 Auktionsobjekten im Jahr. Die Werke seien zudem versichert. Und: „Es gibt umfassende Sicherheitsvorkehrungen.“
Stefan Koldehoff würde das vermutlich nicht ungeschaut
mit einem Gesamtschaden von 770.000 Euro wurden 2017 in Österreich angezeigt. Ein aufsehenerregender Fall ereignete sich 2014, als 72 Bilder aus einer Villa in WienHietzing gestohlen wurden. 67 der Werke im Wert von 2,5 Millionen Euro stellte die Polizei 2017 sicher, u. a. Bilder von Oskar Kokoschka und Koloman Moser.