Kleine Zeitung Kaernten

Vier Pilzköpfen

Obertauern eröffnet heute mit einem Wanda-Konzert die Skisaison und huldigt damit vier Winterspor­t-Anfängern aus Liverpool, an die sich Tourismus-Pionier Herbert Lürzer noch lebhaft erinnert.

- Mit den 1000 Schilling, Hotel Edelweiß

Dort, wo heute das Luxushotel Kesselspit­ze steht, betrieben die Lürzers in den 1960ern eine Almwirtsch­aft mit „zwei Fremdenzim­mern und angeschlos­senem Kuhstall“. Doch dann passierte in Obertauern etwas Unerwartet­es. Vier langhaarig­e Engländer nahmen in dem abgeschied­enen Nest am Tauernpass Quartier und veränderte­n das Leben der Eingeboren­en nachhaltig. Auch jenes von Herbert Lürzer. „Ich war eher ein Oberkraine­rFan und wusste gar nicht, wie berühmt die schon waren“, erinnert sich der 75-jährige Bergbauern­sohn an die denkwürdig­en Märztage des Jahres 1965.

Zuvor hatte ihm ein Team rund um den legendären Musikprodu­zenten Brian Epstein das gemacht, bei Dreharbeit­en für einen neuen BeatlesFil­m mitzuwirke­n. Lürzer, der bereits als Skilehrer in der Welt herumgekom­men war, sagte zu und verbrachte zwei intensive Wochen mit den „sympathisc­h durchgekna­llten“Burschen. Er zeigte Ringo Starr, John Lennon, George Harrison und Paul McCartney, wie man einigermaß­en elegant auf den „Brettern“steht, und doubelte sie mit drei Kumpels bei den wilden Abfahrten und Verfolgung­sszenen des Filmes.

„Ich habe die Handlung von ,Help!‘ bis heute nicht ganz verstanden“, erklärt Lürzer, der in dem rätselhaft­en Streifen Paul McCartney verkörpert­e und dabei für gelegentli­che Verwirrung sorgte. „Wenn uns die Fans auf der Skipiste zu sehr bedrängten, ergriff ich mit ge- Panik die Flucht, während sich mein Schützling aus dem Staub machte. Manchmal habe ich auch Autogramme gegeben.“Das Gekreische der vorwiegend weiblichen Fans hat Lürzer noch heute im Ohr, besonders jenes, als die „Fabulous Four“zu mitternäch­tlicher Stunde einen spontanen Auftritt im Hotel Marietta hinlegten. Es war das erste und einzige Österreich-Konzert in der kurzen Karriere der Band und ein Ereignis, von dem diejenigen, die von den damals rund 200 Zuhörern heute noch leben, noch immer schwärmen. Vor dem Hotel Edelweiß, wo die Beatles einst logierten, errichtete man ihnen 50 Jahre später ein bronzenes Denkmal.

die er pro Drehtag verdiente („ein Monatsgeha­lt damals“), legte Herbert Lürzer den Grundstein

für ein 250-köpAngebot figes Tourismus-Imperium, zu dem neben der „Kesselspit­ze“bald auch das Hotel Edelweiß, ein Taxi-Unternehme­n, eine Skischule, ein Modegeschä­ft und die legendäre „LürzerAlm“, Österreich­s erste AprèsSki-Hütte, gehörten. „Ich glaube, die Beatles haben uns ziemlich gutgetan“, sinniert der erfolgreic­he Unternehme­r bei einem Glas Bier in seinem Stammhaus, das er längst an seine drei Söhne überschrie­ben hat.

Zwar sind die 67 Zimmer der Superior-Herberge nichts für schmale Brieftasch­en, doch die internatio­nale Klientel scheint das nicht zu stören. Schließlic­h wohnt man direkt an der 100 Pistenkilo­meter umfassende­n Skiarena, die dank einer Höhenlage von 1700 Metern aufwärts als äußerst schneesich­er gilt. Sollte die Weiße Pracht doch einmal auslassen, sorgt ein Streifzug durch die lokale PopGeschic­hte für kurzweilig­e Abwechslun­g.

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TV OBERTAUERN, LÜRZER (2), HIRTENFELD­ER (2) Im März 1965reiste­n die Beatles nach Obertauern, um Szenenfür ihren Kinofilm „Help“zu drehen
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Das Hotel Kesselspit­ze war einst die Familienpe­nsion der Eltern von Herbert Lürzer

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