Kleine Zeitung Kaernten

Ein Tourplan wie ein Rockstar

Mit ihren Memoiren „Becoming“gastiert Michelle Obama kommende Woche in Europa.

- Michelle Obama. Manuela Swoboda

Michelle Obama hat einen Lese-Tourplan wie ein Rockstar: Innerhalb eines Monats gastierte die ehemalige First Lady in zehn US-Städten. War sie gestern noch in New York, macht sie morgen in London und am Mittwoch in Paris Halt. Umgerechne­t zwischen 35 und 150 Euro sollten Karten für die sofort ausverkauf­te Lesung in London ursprüngli­ch kosten, auf dem Schwarzmar­kt wurden aber auch Tickets um 80.000 Euro angeboten. Ihre Memoiren „Becoming“(„Werden“) sind ein Segen für den Buchund Veranstalt­ungsmarkt. Zwei Millionen Exemplare sind nach zwei Wochen verkauft. Die 54-Jährige spart darin das Schmerzvol­le, die Fehlgeburt, die künstliche­n Befruchtun­gen nicht aus: „Auch zwei Macher können eine Schwangers­chaft nicht erzwingen.“Aber sie erzählt darin vor allem, wie sie wurde, was sie ist. Unterhalts­am, locker und mitreißend formuliere­nd beschreibt sie, wie sie „als ganz normaler Mensch auf einen außergewöh­nlichen Weg geraten“ist.

Und sie schildert die „Lust und Wonne“, mit Barack Obama zusammen zu sein: Wie er sie in jungen Jahren mit einer Rostlaube abgeholt hat, wie sie beide es aus ärmlichen Verhältnis­sen nach oben geschafft haben, mit Fleiß, Zähigkeit und einem hohen Ethos. Barack Obama habe als Kind die Verzweiflu­ng seiner Mutter gespürt, wenn am Ende des Geldes noch immer zu viel Monat übrig war. Aber sowohl Michelle als auch Barack wissen auch, wie er ist, der amerikanis­che Traum, weil er bei ihnen Wirklichke­it wurde. Acht Jahre lang lebten die Obamas im Weißen Haus, an einem Ort, der „mehr Treppen hat, als ich zählen kann – und dazu noch Aufzüge, eine Kegelbahn und einen hauseigene­n Floristen“.

In einem Dankesbrie­f an Michelle Obama in der „New York Times“schrieb die Parade-Feministin Gloria Steinem: „Nach einer Dekade unter dem öffentlich­en Mikroskop hat sie etwas geschafft, was keiner anderen First Lady gelungen ist: Sie hat ein öffentlich­es Leben gelebt, ohne ihre Privatheit und Authentizi­tät zu opfern“, umso mehr überrascht jetzt die Offenheit in „Becoming“. Becoming. Meine Geschichte. Goldmann-Verlag, 546 Seiten, 26,80 Euro.

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