Kleine Zeitung Kaernten

Mit „A Christmas Carol in Prose“hat Charles Dickens 1843 eine bis heute populäre und berührende Weihnachts­geschichte geschaffen.

- Von Bernd Melichar Obwohl sich

bringt ihn zu seinem Angestellt­en Cratchit und feiert mit dessen Familie ein besinnlich­es Weihnachts­fest.

Die märchenhaf­te Läuterung des Scrooge und Dickens’ Botschaft, dass sich ein Mensch ändern kann, wurden gerne als punschseli­ger Weihnachts­kitsch verunglimp­ft. „Tatsächlic­h nimmt die Idylle in der Erzählung nur wenig Raum ein“, so auch Hans-Dieter Gelfert in seiner Dickens-Biografie. „Der Hauptteil beschreibt menschlide ches Elend und die eisige Kälte.“Das zentrale Thema der „Weihnachts­geschichte“ist die Sprengung einer seelischen Panzerung gegenüber menschlich­em Leid. Und es geht, auch das ist ein Punkt, der das gesamte Werk von Dickens kenn- und auszeichne­t, um die heilende Kraft der Erinnerung. Über all dem steht aber der sozialkrit­ische Ton, mit dem Dickens auch in der vermeintli­ch so picksüßen „Weihnachts­geschichte“die bitteren Missstän- im England des 19. Jahrhunder­ts beschreibt und geißelt. Erst 1842, ein Jahr vor Erscheinen von „A Christmas Carol“, hatte Dickens mit leidenscha­ftlicher Feder an einer politische­n Debatte teilgenomm­en, in der es um die Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen in den Kohlegrube­n ging. Nach zähem Ringen wurde in diesem Jahr schließlic­h ein Gesetz erlassen, wonach die Beschäftig­ung von Kindern unter zehn Jahren in Bergwerken verboten ist.

seine „Weihnachts­geschichte“gut verkaufte und bald ihren Siegeszug um die Welt antrat, blieb der wirtschaft­liche Ertrag für Dickens enttäusche­nd. Das lag zum einen an den hohen Herstellun­gskosten des Buches, zum anderen daran, dass bereits 1844 ein Plagiat des Werkes auftauchte. Gegen den Verleger ging Dickens zwar erfolgreic­h gerichtlic­h vor. Doch dieser war – nein, kein Geizhals, sondern nach dem Prozess schlicht und einfach pleite.

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