Weniger ist mehr
Die Fastenzeit ist dem Osterfest vorgelagert und dauert 40 Tage: vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag (Sonntage sind ausgenommen). 40 steht dabei für das 40-tägige Fasten Jesu oder den 40-jährigen Zug des Volkes Israel durch die Wüste. Daher heißt Fasten im christlichen Sinn auch mehr als Essensverzicht: Es schließt das Erkennen des Wesentlichen durch das Wenigerwerden des Unwesentlichen mit ein. Die liturgische Farbe in dieser Zeit ist (wie im Advent) Violett.
Apokalyptische Zeiten hat es immer gegeben. Kriege, Pestilenzen und Naturkatastrophen haben zu allen Zeiten ihre Wirkung gezeigt und die Menschen in Angst versetzt und sie damit gleichzeitig auch manipulierbar gemacht.
Längst ist es nicht mehr die Kirche, die sich dieser Instrumentarien bedient, sondern auch andere Player unserer Gesellschaft.
Die Angst vor der migrierenden Menschheit, die Angst vor der revoltierenden Natur und auch die Angst des Menschen vor sich selbst und seiner zerstörerischen Fähigkeiten greift immer mehr und mehr um sich.
Dabei wird die Gesellschaft leicht zur Beute von solchen, die die Apokalypse für ihre eigenen Zwecke missbrauchen.
Die Angst, dass die nahe Zukunft ungemütlich wird und uns aus der Komfortzone, in der wir uns derzeit eingenistet haben, herausreißt, ist nachvollziehbar.
Doch die Botschaft Jesu will nicht mit Ängsten operieren. Im Gegenteil. Auch im heutigen Text gibt es Tröstendes und Positives. Vor allem das Ende selbst.
Da ist von erhobenen Häuptern die Rede, von Erlösung und vom Advent des nahen Gottesreiches.
Es ist die alljährliche Adventzeit, die einlädt, uns unseren Ängsten zu stellen und aufs Neue Achtsamkeit und Wachheit einzuüben.
Doch – so frage ich mich immer öfter – hat diese Botschaft gegen den Betäubungsrausch der jetzt kommenden Maximalkonsumzeit überhaupt eine Chance?
Der spirituelle Advent wird wohl ein Minderheitenprogramm bleiben, dennoch wollen wir ihn optimistisch beginnen.