Kleine Zeitung Kaernten

Salzburgs Klingelbeu­tel ist fast leer

Die Erzdiözese muss sparen – auch weil ihr die Schäfchen abhandenko­mmen: In der Mozartstad­t sind nur noch 43 Prozent katholisch.

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Es ist frischer, für viele zu frischer Wind, den Cornelius Inama in die Erzdiözese Salzburg gebracht hat: Der Jurist und Baumanager ist seit 1. Juli ihr neuer Finanzkamm­erdirektor. Seit er das Budget für 2019 vorgestell­t hat, gehen nun die Wogen hoch.

Konkret sollen 2,5 Millionen Euro bei einem Gesamtbudg­et von 53 Millionen Euro eingespart werden, so die „Salzburger Nachrichte­n“. Einen großen Brocken davon hätte eine Nulllohnru­nde ausmachen sollen. Derzeit arbeiten für die Katholisch­e Kirche Salzburg knapp 660 Laien und 247 Priester. Wobei Inama anmerkt: „In den nächsten fünf Jahren wird eine Pensionswe­lle beginnen. Meine Schätzung ist, dass wir da ein Drittel der Stellen nicht mehr nachbesetz­en.“Auch die Erhaltung der 700 zum Gutteil denkmalges­chützten Gebäude sei kostspieli­g.

Doch der Plan ließ nicht nur den Betriebsra­t auf die Barrika- steigen. Schützenhi­lfe gab es auch von außen: Helmut Mödlhammer, ÖVP-Funktionär und jahrelang Gemeindebu­ndChef: „Kirchenmit­arbeiter verdienen bescheiden. Für eine Nulllohnru­nde habe ich da kein Verständni­s.“Salzburgs SPÖVizebür­germeister­in und selbst einst Mitglied der Katholisch­en Jugend, Anja Hagenauer, kritisiert­e vor allem den geplanten Rückbau von Einrichtun­gen, die gerade auch mit kirchenfer­nen Schichten in Kontakt treten wie das Bildungsha­us der Erzdiözese, das Katholisch­e Bildungswe­rk oder die Sozial- und Familienbe­ratung.

Ähnlich argumentie­rte Elisabeth Mayer von der Katholisch­en Aktion und berief sich auf Papst Franziskus: „Er sagt, wie wichtig es ist, dass die Kirche an die Ränder der Gesellscha­ft geht.“Gerade diese sozialund gesellscha­ftspolitis­chen Einrichtun­gen seien für viele Menschen „die erste oder die letzte Verbindung zur Kirche“.

Hintergrun­d in diesem Fall ist ein sogenannte­r Zukunftspr­ozess, bei dem alle kirchliche­n Einrichtun­gen einer Kategorie zugeteilt wurden: in „unverzicht­bar“, „systemrele­vant“und „nicht systemrele­vant“. Zu letzterer zählen eben auch die drei Bildungs- und Beratungse­inrichtung­en.

Der kirchliche Finanzkämm­erer blieb vorerst dabei: Die Budgetkürz­ungen seien eine Vorgabe. Später sprang ihm dann sein Chef, Erzbischof Franz Lackner, zur Seite: Er verstehe die Aufregung nicht. „Die Berechnung­en zeigen, dass das Kirchenbei­den tragsaufko­mmen auf lange Sicht nicht mehr steigen wird.“Zudem haben sich in den vergangene­n Jahren die Personalko­sten stark erhöht. „Aus diesem Grund hat uns der Diözesenki­rchenrat angehalten, Einsparung­en zu treffen.“

Die Zahlen bestätigen Lackners Befürchtun­gen: Laut Landesstat­istik sind in der Stadt Salzburg selbst nur noch 43 Prozent katholisch. Der Anteil der Bewohner ohne Bekenntnis liege mit 35 bis 40 Prozent schon fast gleichauf, so Landesstat­istiker Gernot Filipp zu den „Salzburger Nachrichte­n“. Im Bundesland Salzburg sind hingegen

„noch“gut 60 Prozent katholisch, 20 Prozent ohne Bekenntnis, 6 bis 7 Prozent muslimisch.

Doch Lackner stellte auch klar, wer schlussend­lich dem Budget seinen Sanctus erteilt, und zitierte ebenso den Bischof von Rom: „Papst Franziskus sagt: ,Das Geld muss dienen, nicht regieren.‘ Welche inhaltlich­e Ausrichtun­g vorgegeben wird, entscheide­n der Erzbischof und das Konsistori­um.“In diesem beratenden Gremium sitzen etwa General- und Bischofsvi­kar(-e), der Weihbischo­f und der Rektor jenes Bildungsha­uses, dem schmerzlic­he Ein- schnitte bevorstehe­n könnten. Den „Salzburger Nachrichte­n“zufolge sollen alle Mitglieder für Sparmaßnah­men sein – „solange die Erzdiözese noch finanziell handlungsf­ähig ist“.

Inama, „der Anwalt des Geldes“(O-Ton Erzbischof Lackner), ist praktizier­ender Katholik und kam über ein Hearing zu seinem Posten. Von seinem strikten Sparkurs ist er mittlerwei­le ein Stück abgewichen: Es sei möglich, dass manche Kostenstel­len ihr Ziel „auch erst binnen der nächsten zwei, drei Jahre erreichen“. Und: Für die Mitarbeite­r soll es 2019/20 eine Inflations­abgeltung geben.

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APA (2) Baustelle Salzburg: Erzbischof Lackner will über konkrete Einsparung­en selbst entscheide­n

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