Mia san mia und ich bin euer Andi
Andreas Gabalier in der Grazer Stadthalle. Wie immer war das mehr als ein Konzert, sondern das selige Glückserlebnis einer eingeschworenen Solidargemeinschaft.
Die Vorgruppe „Sam Unplugged“hat einen Song mit folgender Textzeile im Repertoire: „Wie macht der Mann das bloß?“Eine gute Frage, die perfekt zu jenem Mann passt, der nach den wackeren Einheizern die Bühne stürmt und sein Publikum, diesmal vergleichsweise läppische 12.000 Menschen, im Sturm erobert. Wobei, eine Eroberung ist gar nicht mehr nötig, denn Zigtausende Madln und Buam haben sich – alle Hände hoch! – längst kampflos ergeben.
Andreas Gabalier in der Grazer Stadthalle also. Der vor lauter Muckis schier platzende Volks-Rock-’n’-Roller ließ eine Art Zeitmaschine ablaufen, bevor er selbst ins Rampenlicht eintauchte. Elvis war zu sehen, Peter Alexander, Michael Jackson und – ab 1984 – Fotos von ihm selbst. Damit der Rahmen gleich klar ist. Mit blauer E-Gitarre legte Gabalier dann los, die Band assistierte gewohnt kompakt, die Sängerinnen servierten schmelzigen Pop – und sofort war die Menge völlig losgelöst von der Erde und ihren Alltagswehwehchen. Das ist auch der Sinn der Übung.
Die folgenden fast drei Stunden waren ein akustisches Volksfest, wenngleich sich die Atmosphäre leicht geändert hat. Weniger Almhüttenromantik ist jetzt angesagt, stattdessen mehr Großstadtblinkblink. Das Hirschgweihmikro, die Quetschn, die Lederhose und das ikonenhafte karierte Tüchl bleiben natürlich im Heimatladen. Das Programm selbst ist risikofrei. „I sing a Liad für di“, „Dahoam“, „Verliebt, verliebt“und der Partykracher „Hulapalu“sind umjubelte Selbstläufer eines Marathonmannes, der auch an diesem Abend wieder sein Letztes gab. Nur bei den (wenigen) langsamen Songs tat sich Gabalier schwer. Bei „Hinterm Horizont“, dem Lied für die verstorbene Oma, forderte er vom Publikum „als größte Wertschätzung“drei Minuten Ruhe ein. Dafür musste er allerdings lange kämpfen. Aufgewirbelte Kinder sind halt schwer einzufangen.
Fazit: Andreas Gabalier hat einmal mehr bewiesen, dass er einer ist, der die Massen mobilisiert und wohl auch verführt und der den Menschen das Gefühl gibt, einer von ihnen zu sein. Menschen, die ob ihres musikalischen Geschmacks und ihrer modischen Optik gerne von den Eliten belächelt werden. Dieses „Mia san mia und ich, euer Andi, stehe nicht nur vor euch auf der Bühne, sondern auch hinter euch im Leben“erzeugt eine eingeschworene, fast trotzige Solidargemeinschaft, die besser wärmt als jeder Lodenmantel.