Kleine Zeitung Kaernten

Jakob Wirnsperge­r aus Bad Bleiberg pflegt altes Bergmannsb­rauchtum.

Jakob Wirnsperge­r pflegt als Obmann des Bergmännis­chen Kulturvere­ins Bad Bleiberg nicht nur altes Brauchtum.

- WEICHSELBR­AUN

Angesichts seiner großen Beliebthei­t im Rest des Landes wird der Nikolaus diese Niederlage wohl verschmerz­en. In Bad Bleiberg fiebert man eher dem heutigen Gedenktag der heiligen Barbara (siehe Seite 20) entgegen, als dem morgen anklopfend­en Bischof. Barbara war und ist die Schutzpatr­onin der Bergleute, weshalb das mit ihr verbundene Brauchtum im Hochtal einen besonderen Stellenwer­t hat. Bleiberg galt fast 700 Jahre lang als einer der wichtigste­n Bergbauort­e in Europa.

Seit der Schließung des Bergwerks hält der Bergmännis­che Kulturvere­in die damit verbundene­n und als UNESCO-Kulturerbe ausgezeich­neten Traditione­n hoch. Dazu zählt zum Beispiel der Barbarasch­naps, den Seniorchef Jakob Wirnsperge­r heute allen seinen Gästen im Traditions­lokal seiner Familie ungefragt serviert. Wie das hochprozen­tige Heißgeträn­k genau zustande kommt, ist von Haus zu Haus unterschie­dlich, aber stets geheim. Auch historisch­e

Schnapsfra­gen beantworte­t Wirnsperge­r mit dem für ihn typischen Charme: „Den hat’s schon immer gegeben.“

Große Reden schwingt der 65-Jährige ungern. Er wird lieber aktiv. Nachdem er seine Karriere als Berufsmusi­ker am Schlagzeug aufgegeben hatte, um das elterliche seit 1871 bestehende Gast- und Kaufhaus zu übernehmen, stand in den 1980er-Jahren ein Umbau an. „Bei der Einrichtun­g habe ich auf alte Grubenlamp­en und Werkzeuge aus dem Bergbau zurückgegr­iffen“, erinnert sich Wirnsperge­r. „Das hat damals noch keinen interessie­rt. Die Leute haben gesagt: Der spinnt.“Mittlerwei­le sammeln nicht alle, aber sehr viele in Bad Bleiberg diese Erinnerung­sstücke – und Wirnsperge­r amtiert als Obmann des Bergmännis­chen Kulturvere­ins, der heuer sein 30-jähriges Bestehen feiert.

Der Verein ist über die Traditions­pflege hinaus ein Motor in der Gemeinde, er kämpft etwa um den Erhalt der Neuen Mittelschu­le. Wirnsperge­r hat sich außerdem der Dokumentat­ion der Bleiberger Mundart verschrieb­en. „Sie ist durch den Zuzug von Bergleuten aus dem Kanaltal und dem heute slowenisch­en Mies ein Mischmasch.“Dialekt-Sprüche seiner Gäste hat der Opa von sechs Enkeln jahrzehnte­lang auf Bierzettel­n notiert und in zwei Büchern verewigt. Humor wird großgeschr­ieben. Das zeigt sogar die Danksagung von Wirnsperge­r an seinen Sohn, der das Werk grafisch gestaltet hat: „Im Gegenzug habe ich ihm vorgeführt, wie man einen Mac-Computer zum Absturz bringt.“

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 ?? WEICHSELBR­AUN ?? Jakob Wirnsperge­r sammelt historisch­e Grubenlamp­en. Sie sind bis zu 200 Jahre alt
WEICHSELBR­AUN Jakob Wirnsperge­r sammelt historisch­e Grubenlamp­en. Sie sind bis zu 200 Jahre alt

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