Zwischen Tragödie und Triumph
In „Manaslu – Berg der Seelen“wird Alpingenie Hans Kammerlander als zutiefst menschlicher Held dargestellt. Servus TV zeigt ein Making-of.
Ich habe den Manaslu lange hinausgezögert, das war falsch“, sagt Hans Kammerlander. Schon viel früher hätte er nach vorne blicken sollen. Als der Südtiroler Ausnahmebergsteiger 1991 auf diesem sich 8163 Meter hoch aufbäumenden Berg zwei Freunde verlor, wollte er nie wieder dorthin zurück.
Jetzt ist doch alles anders gekommen: Im Film „Manaslu – Berg der Seelen“reist Kammerlander nicht nur zurück nach Nepal, um die Geister der Vergangenheit zu vertreiben, der Südtiroler erzählt auch die gesamte Geschichte seines Lebens. „Stephan Keck hat den Anstoß gegeben“, sagt Kammerlander. Und so brachen der Extrembergsteiger Keck und Kammerlander im Herbst 2017, im Schlepptau ein ganzes Filmteam, zum Manaslu auf.
„Wir wollten aber nicht nur die Erfolge runterleiern. Ich bin der Meinung, dass viele Bergfilme, die es gibt, sich nur beweihräuchern. Wir haben den Fehlern genauso viel Platz gelassen“, sagt Kammerlander. Und so zeigen sich der Kärntner Gerald Salmina und sein Team als einfühlsame Chronisten eines reichen Berglebens zwischen Kammerlanders Jugend als Bergbauernbub in Ahornach und den wilden Husarenritten mit Langzeitpartner Reinhold Messner. „In seiner Jugend entspringen ja die Fähigkeiten, die ihn zu einem der größten Bergsteiger der Welt gemacht haben“, sagt Salmina. Im Film lässt der Filmemacher auch die Regisseurlegende Werner Herzog mit Kammerlander über jene folgenschwere Autofahrt von 2013 sprechen, als er im alkoholisierten Zustand einen Autounfall verursachte, bei dem ein
junger Mann starb. „Das ist eine Wunde, die sich nicht schließen lässt. Hans war offen und demütig. Er will, dass die Leute sehen, welchen Fehler er gemacht hat“, sagt Regisseur Salmina, der eine Stärke des Filmes darin sieht, dass die Berglegende selbst als Erzähler fungiert: „Das macht den Film sehr authentisch.“
tief in seine Seele blicken und präsentiert sich nicht nur als Berggenie, sondern als Mensch mit Ecken und Kanten. Der „Mount St. Elias“-Regisseur Salmina hat bei diesem Projekt auch Spielfilmszenen eingebaut: „Das Leben von Hans an diesen extremen Orten zu erzählen, wird nur möglich, wenn man mit Schau-
spielern arbeitet.“Kammerlanders Überschreitung der Achttausender Gasherbrum I und II im Jahr 1984 wurde für den Film genauso nachgestellt wie der Tod von Kammerlanders Bergpartner Friedl Mutschlechner und Carlo Großrubatscher bei der Manaslu-Expedition von 1991. Kammerlander wird übrigens gleich von mehreren Schauspielern dargestellt: von Michael Kuglitsch, dem Bergsteiger Simon Gietl sowie den Nachwuchs-Schauspielern Leo Seppi und Patrick Tirler.
Die Filmarbeiten im Vorjahr am Manaslu waren für das Filmteam von Planet Watch herausfordernd: „Da brauchst du eine Crew, die sehr viel Erfahrung hat“, sagt Salmina, denn am
Berg sei „jeder für sich selbst verantwortlich“. Kälte und Wind waren tägliche Begleiter der Crew. „Das Filmteam begleitete Stephan und Hans bis auf eine Höhe von 6800 Metern“, sagt Salmina.
mit dem Gipfelsieg doch nicht klappte (Kammerlander hat übrigens zwölf der 14 Achttausender bestiegen), war Pech: „Wir wären lieber zum Gipfel gegangen“, sagt Salmina. Doch anhaltender Schneefall verhinderte die Unternehmung. Ob die Südtiroler Berglegende wieder an den „Berg der Seelen“zurückkehrt? „Im normalen Expeditionsstil ist der Berg ja kein Thema, aber das lasse ich komplett offen.“