Kleine Zeitung Kaernten

Galgenfris­t für Waldhäusl

Umstritten­er FPÖ-Landesrat muss sich heute für das Flüchtling­squartier rechtferti­gen. Die Geduld der ÖVP scheint bald am Ende.

- Von Christina Traar

Vergangene­n Mittwoch, als der 17-jährige Mo zurück in den Gasthof kommt, in dem er bei einer Familie untergebra­cht ist, warten zwei Fremde vor seiner Tür. Er soll seine Sachen packen und mitkommen, sonst wird die Polizei gerufen. Er will keine Probleme machen und kommt mit. „Es war, wie in ein Gefängnis zu kommen“, erzählt er. Der Iraker ist einer jener 16 Jugendlich­en, die in die Unterkunft in Drasenhofe­n gebracht wurden. Jene Unterkunft, die bereits nach einer Woche wieder geschlosse­n wurde und seither die politische­n Wogen in Niederöste­rreich hochgehen lässt.

Der für Asylfragen zuständige FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl hatte mit der Übersiedel­ung von unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en („notorische Unruhestif­ter“, Zitat Waldhäusl) in ein abgesperr-

tes Gebäude in Drasenhofe­n für Aufregung gesorgt. Ein Gutachten der Kinder- und Jugendanwa­ltschaft bringt den Politiker nun zusätzlich in Bedrängnis. Darin wurden „grobe Hygienemän­gel“, fehlende Betreuung und „der Anschein eines Freiheitse­ntzuges“festgehalt­en.

Zustände, die auch Mo bestätigt. „Es wird berichtet, dass wir 23 Stunden am Tag eingesperr­t waren. Aber das stimmt nicht.“Die Jugendlich­en durften laut Mo lediglich ein bis zwei Mal am Tag zur benachbart­en Tankstelle und wieder zurück gehen – begleitet von einem Security und einem Wachhund. „Eine Richtung dauerte nur fünf Minuten. Wir waren also fast 24 Stunden eingesperr­t.“

Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner hatte die Schließung des Quartiers angeordnet, gegen Waldhäusl wurde eine Strafanzei­ge eingebrach­t. Der Landesrat zeigt sich unbeeindru­ckt von Kritik und Rücktritts­aufforderu­ngen und holte zum Gegenangri­ff auf MiklLeitne­r aus, der „der Schutz der Täter“offenbar wichtiger als der der Bürger sei. Ein definitive­s Aus für Drasenhofe­n wird in Niederöste­rreich übrigens trotz des Wirbels nicht ausgeschlo­ssen. Man könne die erforderli­chen Qualitätsk­riterien ja noch herstellen, heißt es aus der Landesregi­erung. Die berät heute, Dienstag, über die Causa Waldhäusl. Er wird bei der Landesregi­erungssitz­ung seine Sicht der Dinge noch einmal darlegen, die ÖVP dürfte ihm gründlich auf die Finger klopfen.

Die Forderung von Landeshaup­tfrau-Stellvertr­eter Franz Schnabl (SPÖ), Waldhäusl die Kompetenze­n zu entziehen, stößt offenbar auch bei der ÖVP auf offene Ohren. Man werde Waldhäusl nun ganz genau beobachten, weitere Entgleisun­gen dieser Art werde man nicht mehr tolerieren.

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APA Die Unterkunft in Drasenhofe­nsorgte für Wirbel

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