Kleine Zeitung Kaernten

„Der Grinch kann kein Ostfriese gewesen sein“

Otto da, Otto dort, Otto überall. Im Sommer feierte er seinen Siebziger, er wird mit Preisen überhäuft und jetzt leiht die friesische Comedy-Legende im Kino dem grantigen Grinch seine Stimme. INTERVIEW.

- Von Luigi Heinrich

War Ihnen der Grinch eigentlich ein Begriff? OTTO: Seit ich die Version mit lebendigen Schauspiel­ern sah. Jim Carrey war der Grinch. Danach habe ich mich ein bisschen informiert. Der Autor Dr. Seuss ist für die USA ja das, was die Brüder Grimm für uns sind.

Im Original spricht Benedict Cumberbatc­h den Grinch. Ein Kontrastpr­ogramm zu Ihnen? Der gibt ihn seriöser, mit noblem Flair. Ich hingegen habe ihm Otto-spezifisch­en Geist eingehauch­t. Das wird sicher erkennbar. Wichtig war auf jeden Fall, mit ihm zu einer Einheit zu verschmelz­en.

Der Grinch hasst nichts so sehr wie Weihnachte­n. Also beschließt er, es allen zu verderben. Könnte der Grinch ein Ostfriese gewesen sein?

Nein, die Ostfriesen sind liebenswer­t, freundlich, kommunikat­iv, aufrecht – und ab und zu ein bisschen besoffen.

Was bedeuten Ihnen persönlich Weihnachte­n? Viel. Wir haben das Fest zu Hause in Emden immer gefeiert und

dabei gesungen.

Erinnern Sie sich an ein denkwürdig­es Weihnachts­fest?

Ja, das war, als mein Bruder Karl-Heinz, er ist für mich mehr als ein Bruder, auch Kamerad, nicht dabei sein konnte. Als Elektroing­enieur war er mit einem Schiff ausgelaufe­n, in Richtung Osaka. Da brach die Suezkrise aus. Sein Schiff musste einen Riesenumwe­g machen, er konnte nicht rechtzeiti­g bei der Familie sein. Da sagte unser Vater: „Wir singen nicht ‚Stille Nacht‘, sondern ‚Junge, komm bald wieder‘.“Noch heute feiere ich mit meinem Bruder gemeinsam, wenn nicht hier, dann in meinem Haus in Florida.

Am 22. Juli wurden Sie 70. Merken Sie Ihr Alter? Es gibt noch so viel zu tun, und ich spiele nach wie vor vier Mal pro Woche Tennis. Ich habe ja auch schon mit Thomas Muster gespielt – und Musik gemacht. Er ist ein toller Schlagzeug­er.

Wären Sie gerne jünger?

Ich fühle mich zehn Jahre jünger. Es gab Zeiten, da wollte ich zehn Jahre älter sein. Damals, um den Film „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“mit der halb nackten Marion Michael zu sehen. Aber ich hab’s geschafft, mich hineinzusc­hummeln.

Können Sie sagen, dass Sie heute rundum glücklich sind? Im Moment – ja. Wollen Sie mir das vorwerfen? Der Grinch zum Beispiel ist es nicht. Deshalb musste ich mich in diese Figur reinfinden. Somit eine echte Charakterr­olle.

Wie empfinden Sie Ihren Beruf als Spaßmacher? Spaßmachen ist gar nicht mein Beruf. Ich mache nur Kohle damit. Aber das macht Spaß.

Zwei Ehen sind schiefgega­ngen, das ist weniger spaßig. Haben Sie darunter gelitten? Nach der ersten Scheidung hat mich die Trennung von Frau und Kind am stärksten getroffen. Ich musste lernen, damit umzugehen. Nicht leicht, denn ich komme aus einer heilen Welt und bin, das habe ich von meinem Vater, sehr harmoniebe­dürftig.

Wären Sie bereit für eine neue Beziehung? Gerne. Ich bin auch auf der Suche. Die Vorrichtun­g dafür habe

ich ja.

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APA Der legendäre Spaßmacher aus Friesland: Otto Waalkes (70) leiht nun dem grantigen Grinch seine Stimme
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